Der Erfinder des modernen Horrors: H.P. Lovecraft.

in #deutsch4 years ago (edited)

Jahrelang habe ich mich davor gesträubt. Seitkurzem jedoch, lese ich tatsächlich wieder Romane. Ich dachte immer es sei Zeitverschwendung und Sachbücher sind das einzig Wahre. Falsch gedacht, denn auch Romane können enorm spannend und auch lehrreich sein.

Jede Literatur-, Kunst- oder Wissenschaftsepoche hat einen Vertreter, welcher wie kein anderer die gesamte Entwicklung geprägt hat. Ich schaue sehr gern Science-Fiction- und Fantasyfilme, aber von H.P. Lovecraft hatte ich noch nie etwas gehört. Tatsächlich handelt es sich bei Lovecraft um den bedeutendste Science-Fiction-, Fantasy- und Horrorautor des letzten Jahrhunderts. Steven King soll einst über ihn gesagt haben, dass es nur zwei Arten von Horrorautoren gäbe: Die einen wollen so sein wie Lovecraft und die andere versuchen genau nicht so zu sein wie Lovecraft. Offensichtlich hat dieser Mann einen enormen Eindruck hinterlassen.



Wer war H.P.Lovecraft?


Lovecraft war gewiss eine sehr umstrittene Figur. Geboren im Jahre 1890 hatte Lovecraft nahezu sein gesamtes Leben Lovecraft in New England verbracht. Seine Familie verarmte im Laufe von Lovecrafts Adoleszenz was unter anderen dazu führte, dass Lovecrafts Leben stark von psychischen- und finanziellen Problemen geprägt war. Er konnte niemals eine Hochschule besuchen und auch seine ersehnten Reisen nach Europa ließen sich zeitlebens nicht realisieren. Dennoch fiel früh sein Schreibtalent auf, welches jedoch nur geringfügig gewürdigt wurde. So verdiente er, so weit ich es recherchieren konnte, mit seinen besten Schriften nur um die 350$. Meist jedoch nur wenige Dollar. Er war so zusagen ein verkanntes Genie. Sein Leben glich einer Dauerkrise, welche dann im Alter von gerade einmal 46 Jahren durch eine Tumorerkrankung beendet wurde. Dennoch hinterließ er zahlreiche Schriften. Eine seiner wichtigsten „Erfindungen“ ist der sogenannte „Cthulhu-Mythos“ und genau um diesen soll es heute gehen.

Wie ich zu Lovecraft kam


Von Lovecraft erfahren habe ich von einem Freund. Dieser erzählte mir von merkwürdigen Hörspielen, die er bei Spotify gern hörte und dass diese wohl auch in der Heavy-Metal-Szene eine außerordentliche Rolle spielen. Prompt befragte ich einen anderen Freund, welcher ein richtiger Heavy-Metal-Fan ist und selbst einen Podcast zur Musik hat zum Thema. Tatsächlich hatte dieser ein Buch von Lovecraft in seiner Sammlung und darüberhinaus auch noch den ersten Teil des „Cthulhu-Mythos“. Was für ein Zufall.



Der „Cthulhu-Mythos“


Worum geht es? Der „Cthulhu-Mythos“ ist quasi eine Sammlung von verschiedenen Kurzgeschichten, Novellen und Romanen, welche sich um sonderbare Wesen drehen, die vor grauer Vorzeit auf die Erde kamen. Es handelt sich demnach um Außerirdische. Diese Wesen beherrschten einst die Erde, verzogen sich aber irgendwann in die „Hohlerde“, die Tiefsee bzw. in unbekannte Dimensionen. In den Geschichten von Lovecraft befindet sich die Welt in einer Art Wandel und überall beginnen die alten Herrscher damit wieder auf die Erdoberfläche zurückzukommen. Die Protagonisten der Geschichten sind sowohl einfache Arbeiter und Bauern, aber auch Wissenschaftler, Matrosen, Geschäftsleute, Okkultisten oder Abenteurer. Im Regelfall stellen die Protagonisten merkwürdige Entwicklungen fest und versuchen dann deren Ursachen zu ergründen. Dieser Ansatz verleiht Lovecrafts Geschichten oft einen „wissenschaftlichen“ Charakter. Er beschreibt detailliert die Vorgänge, die Phänomene und argumentiert die Rückschlüsse daraus. Lovecrafts Geschichten sind also keinesfalls „Zerhackstückel“-Literatur. Nein, hier geht es um eine ganz eigene Eben, die sich eher im Psychologischen abspielt. Oft werden die Monster auch gar nicht richtig beschrieben. Der Leser soll sie sich selbst vorstellen. Mal sind es reptilienähnliche Aliens, ein anderes Mal undefinierbare krabbenähnliche Geschöpfe oder Meeresmonster mit Tentakeln. Die Menschheit weiß im Vorborgenen über die Existenz dieser Geschöpfe Bescheid, aber nur wenige haben Zugriff zu diesem Geheimwissen. Jene Welche Zugang dazu haben versuchen dann die Monster zu beschwören, um Macht oder ewiges Leben zu erhalten. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang wie weit Lovecraft seiner Zeit voraus war. Im Roman „Der Fall Dexter Ward“ zum Beispiel, beschreibt er wie ein Hexenmeister aus den „essentiellen Salzen von Tieren“ die „gesamte Arche Noah“ aufbewahren und die „toten Ahnen“ erwecken kann. Streng genommen handelt es sich hier um das Klonen von Lebewesen. Der Hexenmeister selbst alterte nicht, denn er hatte bereits den Schlüssel zum ewigen Leben entdeckt. In der Geschichte „Der Flüsterer im Dunkeln“ geht es um Aliens, die in Steinbrüchen seltene Erden für deren Heimatplaneten Yuggoth abbauen. Gleichzeitig haben sie die Menschheit unterwandert und ein dichtes Netz aus Spionen errichtet. Diese Spione rekrutieren dann Menschen, denen sie die Gehirne entnehmen. Die Gehirne werden dann mit Maschinen verbunden und gehen mit den Aliens auf intergalaktische Reisen. Hier hat Lovecraft meines Erachtens nach den Transhumanismus schon vorweggenommen. Es wird oft nicht so ganz klar ob die Kreaturen gut oder böse sind, dennoch kommen sie in Konflikt mit den Menschen. Fraglich ist oft was Lovercraft mit den Geschichten sagen wollte. Wollte er die damaligen Zeitgenossen gruseln? Wollte er nur fantastische Geschichten erzählen? Wollte er auf wissenschaftliche Entwicklungen anspielen? Oder hatte er gar Angst oder Abneigung vor dem Unbekannten? Dieses Buch beschäftigt einen doch schon sehr.

Meine Lieblingsgeschichten aus dem Buch


1. Stadt ohne Namen

Diese Geschichte ist nur sehr kurz, allerdings auch sehr spannend. Es handelt von einem Entdecker, welcher in der arabischen Wüste eine verbotene Stadt sucht. Diese Stadt ist vor langer Zeit schon untergegangen und seitdem traut sich niemand auch nur in deren Nähe. Ein mutiger Abenteurer will dennoch mehr über die Stadt und ihre Bewohner in Erfahrung bringen. Dazu reist er samt Kamel und Spaten zur verbotenen Stadt. Nur tagsüber traut er sich in die Stadt hinein. Stets hat er ein unbehagliches Gefühl, wenn er in den Ruinen umherirrt. Nach und nach packt ihn allerdings das Entdeckerfieber und er gerät immer tiefer in die Fänge der Stadt. Irgendwann vergisst er sogar rechtzeitig vor Sonnenuntergang die Stadt wieder zu verlassen und kommt dem Geheimnis seiner Erbauer gefährlich nahe.

2. Die Farbe aus dem All

Diese Geschichte gehört meines Erachtens nach verfilmt. Sie handelt von einer bäuerlichen Familie neben deren Haus eines Tages eine Art Meteorit einschlägt. Zunächst kommen Wissenschaftler und untersuchen das Objekt, es verschwindet allerdings binnen weniger Tage, weshalb für die Wissenschaftler kein Grund mehr besteht daran weiter zu arbeiten. Für die Familie beginnt nun aber erst der Albtraum. Nach und nach verändert sich zunächst die Vegetation rund um die Farm. Dann durchlaufen auch die Tiere und schließlich die Menschen eine Veränderung. Obwohl jedermann sehen kann wie sich die Familie und alles herum verändert, kommt niemand auf die Idee zu helfen. Im Gegenteil man tut es als Irrsinn ab. Die Lage verschlimmert sich mehr und mehr.

3. Der Flüsterer im Dunkeln

Diese Geschichte habe ich bereits oben angesprochen. Es geht wie gesagt um Aliens, die auf Erden im Bundesstaat Vermont Rohstoffe abbauen. Ihr dichtes Netz aus Spionen sorgt dafür, dass dies ungestört ablaufen kann. Nach starken Überschwemmungen werden einige Leichen der Aliens in den Fluten gesichtet und ein Wissenschaftler geht der Sache nach. Im Zuge seiner Recherchen meldet sich ein Bewohner der Wälder bei dem Wissenschaftler. Im folgenden Briefwechsel erzählt der Bauer wie er den Aliens auf die schliche kommt und schildert wie er von ihnen heimgesucht wird. Schlussendlich reist der Wissenschaftler zum Haus des Bauern, um sich von der Existenz der Aliens zu überzeugen.

Fazit


Ich habe das Buch sehr gern gelesen. Dennoch ist der Stil oft gewöhnungsbedürftig und ihr solltet euch auf die Art und Weise dieser Schrift schon einlassen können. Alle die auf kurzweiligen Horror stehen wie er heute oft „in“ ist, werden enttäuscht sein. Auch ist das Buch nicht wirklich Horror, es ist auch nicht wirklich Fantasy oder Sci-Fi. Ich denke es ist ein eigenes Genre. Jeder wer auf Horror, Fantasy, Sci-Fi oder verwandte Richtungen steht, sollte wenigstens einen Blick auf die Kollektion werfen. Ob ihr dann noch weiter gehen wollt, ist euch überlassen. Den zweiten Teil des „Cthulhu-Mythos“ werde ich mir aber definitiv zulegen.

Bis Bald

Euer Chapper


Posted from my blog with SteemPress : http://worldofchapper.de/rp295320-ovh/index.php/2020/06/03/der-erfinder-des-modernen-horrors-h-p-lovecraft/

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Jetzt muss ich dran denken, dass ich früher die hexer von salem reihe gelesen hatte und bekomme wieder lust drauf xD

Na dann erst viel Spaß mit HPL.

Schöne Grüße

Chapper

I am so sorry I can't read German, maybe I'll run the whole text in Google Translate!

It is a great pleasure to see posts about Lovecraft & the Cthulhu Mythos, thank you.

Wow, a lovecraft fan here on hive. I will make a translation for you tomorrow.

See ya

Thanks

Chapper

Ja, absolut. So sehr wie ich gerne Sachbücher mag, müssen von Zeit zu Zeit auch einmal ein paar Unterhaltungswerke dabei sein. Gerade im Bereich Fantasy und Sci-Fi gibt es für mich immer mal wieder interessante Sichtweisen zu finden, die einem dann tatsächlich auch weiterhelfen können. Je mehr einem die Geschichte schafft zu fesseln, desto besser.

Lovecraft steht bei mir auch sehr hoch auf der Liste. Gerade Audiobooks schaffe ich doch recht konsequent beim Pendeln oder etwas Sport zu verkonsumieren. Werde da also deine Empfehlungen mal mit im Auge behalten :)

Falls du Spotify hast, dann hör dir unbedingt die Lovecraft-Hörspiele dort an. wirklich toll gemacht, mit großartiger Synchronisation und Tonqualität.

Besten Gruß