Cu-Nation - "Kapitel 2 - Erik" (Teil 3 einer "unendlichen" Endzeit-Geschichte)

in Deutsch D-A-CH3 years ago

Hallo liebe Freunde gruseliger Worte,

Dies ist der dritte Teil meiner, vorerst unendlichen Endzeit-Geschichte.
Einer fiktiven Geschichte voller Gefahren, einer echten Pandemie und jeder Menge Abenteuer.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

Beste Grüße
QuantumG

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Kapitel 2 - Erik

Titelbild

Schon wieder Sonntag morgen. Seit 4 Monaten und 2 Wochen arbeite ich jetzt schon als beschissener Zeitungsausträger. Jeden Sonntag um 5:30 Uhr muss ich raus, um diese Zeitungen austragen. Alles nur für ein Mofa!
Warum mir meine Eltern nicht einfach eines kaufen können, kapiere ich nicht.
Thorsten hat doch auch eines zum 15ten bekommen und muss nicht dafür arbeiten. Ich glaube, seine Eltern lieben ihn einfach mehr, als meine Eltern mich.
Meinen Alten muss sicher voll einer dabei abgehen, mich schuftend zu wissen. Anders kann ich mir das nicht erklären.

"Das gibt's ja wohl nicht!" Dieser Penner von Kurier hat mir die Zeitungen schon wieder in eine Pfütze gestellt. Jetzt muss ich auch noch nasse Zeitungen rollen und bekomme am Ende wieder den Ärger von den Kunden ab. Die Hassanrufe vom letzten Sonntag vergesse ich nicht so schnell. Der alte Mayer klang, als ob er mich dafür im Zuchthaus verrecken sehen wolle.

Ich rolle mir die erste Ladung Zeitungen zurecht und mache mich auf den Weg.
Die Liebigs bringe ich hinter mich, dann Frau Kling. Beim fetten Herrn Dreher bellt zuverlässig der Dackel. Wie immer 2 Mal, dann Ruhe.

Jetzt geht's in die Wagnergasse. Ich bin immer froh, dass die am Anfang meiner Tour liegt. Sie ist stockdunkel. Komischerweise steht dort keine Straßenlaterne und die vier uralten, recht angefressen aussehenden Häuser in dieser Gasse sehen gespenstisch aus.
Mir rast das Herz, als ich mein Fahrrad abstelle und mit der Zeitung zu diesem einzigen Abonnenten in der Gasse schreite. Hastig stecke ich die Zeitung ins Rohr und erschrecke, als ich einen Schlag hinter dem Zeitungsrohr an der Grundstücksmauer höre. Scheinbar war bereits eine Zeitung im Rohr, die ich mit der Neuen nach hinten heraus drückte. Als ich über die Mauer schaue, sehe ich die Zeitung vom letzten Sonntag liegen. Ich komme mir blöd vor, mich wegen so einer Kleinigkeit erschreckt zu haben, verlasse aber die Gasse mit großen Schritten. Zu unheimlich. Heute morgen fühle ich mich hier noch verwundbarer als sonst. Irgendwas liegt in der Luft!

Ich frage mich, weshalb die Zeitung vom letzten Sonntag noch immer im Zeitungsrohr von Herrn Klein steckte. Seiner höchsteigenen Aussage nach, steht er jeden Sonntag um Punkt 6 Uhr auf, holt seine Zeitung aus dem Rohr und liest sie bei einer Tasse Kaffee. Ich weiß noch, wie eindringlich er mir vermittelte, dass die Zeitung immer geliefert werden muss. Bei Wind und bei Wetter, und auch wenn der Russe komme. Er bräuchte “seine” Nachrichten! Er mache das schon sein ganzes Leben so und möchte es nicht ändern.
Aber diesen Sonntag wohl nicht?! Herr Klein ist schon 82 Jahre alt. Möglicherweise musste er wegen eines Altersleidens ja ins Krankenhaus?!

Der nächste Punkt auf meinem Weg liegt etwas außerhalb. Ein Einsiedlerhof, auf dem eine nette alte Dame und ihre Katzen ganz alleine Leben. Ich freue mich schon darauf, obwohl es auf dem Weg dorthin ebenso sehr dunkel und unheimlich ist.
Jedoch hinterlegt Frau Heinrich jeden Samstag Abend für mich zwei Euro und ein paar selbstgemachte, wirklich sehr leckere Kekse unter einer Kuchenhaube auf einem kleinen Teller.

Voller Vorfreude strampele ich den schmalen, von dunklen Gebüschen gesäumten Feldweg entlang und steige vom Rad, bevor ich den Hof erreiche. Ich versuche auf diese Art die alte Frau Heinrich nicht um ihren Schlaf zu bringen. Mein Fahrrad klappert doch sehr. Mein klappriges Rad schiebend laufe ich zur Haustüre, zunächst durch das hölzerne, riesengroße antike Holztor, über den mit Kopfstein gepflasterten Hof, vorbei an der Efeu bewachsenen Scheune.
An der Haustüre angekommen bin ich verdutzt – Keine Kekse und keine zwei Euro?!
Grübelnd versuche ich die Zeitung in das Zeitungsrohr zu schieben, doch ein Widerstand macht es unmöglich. Ich schaue ins Rohr und entdecke die Zeitung vom letzten Sonntag.
“Sind Herr Klein und Frau Heinrich vielleicht verreist? Vielleicht zusammen?”, erwische ich mich, wie ich den Gedanken leise ausspreche. Immerhin waren die beiden ja schon oft gemeinsam auf Kaffeefahrten unterwegs, so erscheint es mir möglich.

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Ich zucke zusammen, als ich einen lauten, weiblich klingenden Schrei höre, der scheinbar aus dem Dorf kam. Es klang wie der Schrei einer Frau. Und so etwas bei uns im Dorf, wo man Nachts normalerweise höchstens ein paar Grillen zirpen hört?!
Einen Augenblick bleibe ich regungslos stehen. Dann lege ich die Zeitung vor die Haustüre, wo normalerweise die Kuchenhaube mit den zwei Euro und den Keksen auf mich warten.

Mit meinem Hintern komme ich dabei an mein Fahrrad, das auf dem Ständer steht und werfe es um.
Es tut einen lauten Schlag.
“Mist” denke ich, "jetzt ist Frau Heinrich bestimmt wach".
Ich mustere die Fenster, deren Klappläden merkwürdigerweise nicht geschlossen sind. Es geht kein Licht an. Frau Heinrich muss wohl einen festen Schlaf haben oder wirklich nicht zuhause sein.

Plötzlich ein Poltern im Haus. Dann eine Art lautes Röcheln oder Grunzen oder beides. Mir läuft es eiskalt den Buckel herunter.
Vor Schreck stöhne ich laut aus. Mir ist erst gar nicht bewusst, wie laut ich ausstöhnte, doch es glich wohl eher einem gellenden Schrei.
Im Haus ist es nun auf einmal wieder sehr ruhig.
"Sie wird wohl wieder eingeschlafen sein!? Ein Glück!", seufze ich leise mir selbst zu.

BUMM ZACK KNIRRRRSCH

Durch das Fenster der Haustüre kann ich sehen, wie plötzlich die Küchentüre zum Hausflur aufspringt, als sei sie aufgetreten worden. Holzsplitter und -Teile verteilen sich über den Hausflur. Etwa eine Sekunde später fliegt etwas Großes durch die zerstörte Küchentüre, mit ziemlicher Wucht in den Flur. An der Wand zur Treppe in das Obergeschoss klatscht es beim Aufprall, als hätte man einen nassen Haifisch dagegen geworfen.
Dieses Etwas plumpst zu Boden, um sich kurz darauf wieder aufzurappeln. Es bäumt sich auf, und da sehe ich es... Es ist Frau Heinrich, blutverschmiert, total zerzaust, mit einem wahnsinnen Blick zum anderen Ende des Treppenhauses zu stierend. Zur Haustüre, mich durch das Fenster darin fokussierend. Blut tropft dabei aus ihren Haaren, eine ihrer Brüste hängt aus der Schlafgardarobe.
Unsere Blicke scheinen zunächst einander zu lähmen. Ich traue mich nicht zu atmen, sie atmet sichtlich ruhig und steht weiter nur da.
Wie durch einen umgelegten Schalter aktiviert, reißt sie plötzlich ihre Arme nach oben, springt in eine Art makabre Kampfstellung und schreit damit fast zeitgleich. Ein Schrei, gleichsam dem einer Sau beim Schlachter, gleichsam jenem eines Gorillas kurz vor seinem Angriff.
Keine Sekunde später befindet sie sich bereits in Bewegung, aggressiv schreiend, schnell auf die Haustüre zu rennend.

Ich schnappe mein Fahrrad, springe auf. Immer wieder verfehle ich die Pedale. Verliere langsam das Gleichgewicht... Irgendwie finden meine Füße dann doch die Pedale und so strampele ich schnell, immer schneller werdend von dannen. Hinter mir höre ich noch das Scheppern der Haustüre, auf die sie mit, fast zerberstender Wucht in ihrem Amok prallt. Das Glas darin zerspringt.
Ich passiere die Hofeinfahrt und höre einen weiteren Aufprall an der Haustüre, noch einen und noch einen, immer leiser werden mit der Entfernung vom Hof.

“Wuaaauauah.... Was zum Geier war das gerade?”, rufe ich mir selbst während meiner Flucht vom Hof zu.
Ich strampele und strampele, obwohl ich langsam keine Kraft mehr in den Beinen habe. Immer wieder drehe ich mich herum. Doch niemand schien mir zu folgen. Das hielt mich aber nicht davon ab, mit der selben Geschwindigkeit weiter zu fahren. Bloß nicht anhalten!

Vom Dorf aus ist laut das Bellen eines Hundes, in meine Richtung deutlich zu hören. Minutenlang fahre ich auf das Dorf zu, während das Bellen immer lauter wird. Der Hund scheint sich beim Bellen fast zu überschlagen. Es klingt aufgeregt, beinahe ängstlich.
Ein fürchterlich aggressiver Schrei aus der selben Richtung, der das Bellen des Hundes übertönt.
BUMM, BUMM… Zwei laute Knall- oder Schussgeräusche zerreißen die Stille der Nacht. Ein hohes, jämmerliches Quieken eines Hundes, helles Licht erleuchtet den nördlichen Teil des Dorfes, die Geräusche begleitend.
Vor Schreck verliere ich die Kontrolle über mein Fahrrad, Zeitungen fliegen aus dem Lenkrad-Korb und schließlich lande ich mit einigem Geschepper in einem der Gebüsche am Wegesrand.

KRACK

“Was zum...”

Während ich mich aufrappele und versuche, meinen Fuß frei zu bekommen, der sich zwischen meinen Vorderrad-Speichen verfangen hatte, vernehme ich trabende Schritte hinter mir, schnell näher kommend.
Als ich es noch halb benommen endlich realisiere, drehe ich meinen Kopf und sehe zunächst nur einen Schemen einer Person gleich, auf mich zu rennen. Langsam löst sich der Schemen in Detail auf, aus Umrissen werden Form und Gesichtzüge...
"Frau Heinrich?! Bl...Bleiben sie weg,... Neiiiiin...!"

Weiter geht es im nächsten Teil "Kapitel 3 - Saskia&Robin".

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