Tipps, wie Deine Fotos noch besser werden!

Liebe Leser,

viele User hier machen gerne Fotos (ich auch), ohne aber großartige fotografische Kenntnisse zu haben. Was absolut OK ist. Ich bin leider auch kein Experte, und nehme nie im raw-Format auf oder mache Belichtungsreihen, um dann am Computer noch akribisch die Fotos zu perfektionieren. Nein, fotografieren soll Spaß machen, ohne dass man Stunden mit der Nachbearbeitung verbringt.

Hier aber ein paar Tipps, wie man (aus meiner Sicht) mit relativ wenig Aufwand seine Schnappschüsse noch ordentlich verbessern kann! Echte Fotografen mögen mir den laienhaften Zugang verzeihen.

1. Die Kamera

Solange sie das scharf stellen kann, was gewünscht ist, ist die Auswahl der Kamera meiner Meinung nach nicht das Entscheidende. Die meisten der einigermassen aktuellen Smartphones sind ausreichend für schnelle Aufnahmen unterwegs. Eine gute bzw. treue Farbwiedergabe und eine höhere Auflösung des Sensors (damit man auch Ausschnitte noch gut darstellen kann), sind natürlich vorzuziehen. Wer sich ernsthaft mit Fotografie beschäftigt, der kommt um die Anschaffung einer digitalen Spiegelreflex- oder Systemkamera ohnehin nicht herum, aber bei diesem post geht es nicht um die Hardware.

2. Das Motiv

Das Bild entsteht eigentlich schon vor dem Drücken des Auslösers - im Kopf, als Idee. Das kann man aber nur schwer beschreiben oder erlernen. Wichtig ist, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen, dann findet sich so manches gute Fotomotiv, an dem man sonst achtlos vorbeigegangen wäre. Auch eine Baustelle kann geniale Motive liefern, wie dieser post von @miroslavrc zeigt.

Ein buntes Haus am Wasser umgeben von Bäumen? Ergibt ein stimmungsvolles Bild.
IMG-5461.jpg

Löwenzahn, der aus einer Mauer spriesst.
IMG-5320.jpg

Scheinbar unwesentliche Details, wie ein Türklopfer, Kerzen in einer Kirche oder ein aufgewickeltes Tau auf einem Schiff.
image.png

Starke Gegensätze, wie diese "Geishas" im modernen Straßenalltag (Asakusa, Tokyo).
IMG_5259.jpg

Oder bestimmte, witzige Momente wie dieser heroische Einsatz eines (vermuteten) Vaters für seine Tochter (Bratislava)
B0002285.jpg

oder dieser freche Vogel, der Reste von einem Frühstück stibitzt (Singapur).
DSC05084.jpg

3. Die Bildkomposition

Es gibt bestimmte, ewiggültige Grundsätze, die man einfach kennen sollte. Z.B. dass symmetrische Bilder angenehm wirken, auf einer unbewussten Ebene. Auch ist in der Natur oft der "goldene Schnitt" (das Verhältnis von 61,8% zu 38,2%) anzutreffen und Bilder, bei denen die Bildteile danach ausgerichtet sind, wirken besonders harmonisch. Daraus hat sich die Drittelregel abgeleitet, d.h. oft ist es besser, das Hauptmotiv seitlich (oder nach unten/oben) zu versetzen, als es in der Mitte zu platzieren. Mehr darüber hier.

IMG_5333.jpg

Bei diesem Bild oben habe ich einmal die Statue in die Mitte gerückt und einmal in die Seite. Welches Ergebnis findet Ihr besser?

IMG_5333sym.jpg

IMG_5333g.jpg

4. Perspektive

Warum immer Fotos so aufnehmen, als wenn man das, was man normalerweise mit dem Auge sieht, 1:1 kopiert? Die Kamera bzw. das Smartphone ermöglichen viel interessantere Perspektiven, speziell bei Motiven in Bodennähe wie Blumen oder Pilze.

Diese Echte Schlüsselblumen (Primula veris) sind zwar nett...
IMG-5481.jpg

... aber ich finde, aus Bodennähe photographiert, sehen sie weit eindrucksvoller aus.
IMG-5486.jpg

Unter Perspektive ist in der Fotografie natürlich auch das gezielte Einsetzen von Perspektivlinien gemeint, um das Auge des Betrachters zu führen. Das würde aber hier den Rahmen sprengen.

5. Hintergrund

Du kannst nicht nur das Motiv selbst, sondern auch den Hintergrund aussuchen, durch einfaches Wechseln des Standorts.
Zum Beispiel diese Weidenzweige:
IMG-5489.jpg

Von "hinten" photgraphiert, kommen sie viel besser zur Geltung!
IMG-5490.jpg

6. Nutze das Licht/Gegenlicht

Jede Tageszeit erzeugt ihre eigene Stimmung. Schaut Euch mal eine bestimmte Landschaft zu Mittag an, und dann wieder am späten Nachmittag/frühen Abend. Das macht einen Riesenunterschied!

Der gleiche Eschentrieb, einmal mit der Sonne im Rücken...
IMG-5491.jpg

...und hier im Gegenlicht aufgenommen. Welche Variante findest Du spannender?
IMG-5492.jpg

Weidenkätzchen im Abendlicht.
image.png

7. Der Bildausschnitt

Oft ist es besser, einen Teil des Bildes nachher wegzuschneiden, um den Fokus auf bestimmte Dinge zu legen, oder um den Charakter eines Motivs zu betonen.

Man sollte auch beachten, dass im Hintergrund keine störenden Elemente vorhanden sind!
IMG-5274.jpg

Stromleitungen sind (für mich) ein No-Go, die müssen weg. Da kommen die Magnolien gleich besser zur Geltung!
IMG-52742.jpg

Auch wichtig: Der Horizont sollte unbedingt genau waagrecht sein, sonst wirkt ein Bild im schlimmsten Fall unruhig oder irgendwie falsch, wie hier:
IMG-5459.jpg

Besser:
IMG-54592.jpg

Dazu gibt es bei den meisten Programmen ein "Gerade-ausrichten-Werkzeug", mit dem das kinderleicht geht.

Noch besser: Die Horizontlinie auch nach unten zu versetzen (Drittelregel, siehe 3.):
IMG-5459f.jpg

8. Nachbearbeitung

Beim Bildausschnitt optimieren und beim Horizont begradigen sind wir aber schon beim endlosen Thema der Nachbearbeitung. Dazu nur 3 Dinge:

1: Grundsätzlich haben digital aufgenommene Fotos "werksseitig" nicht die optimale Schärfe, daher schärfe ich ALLE Bilder immer nach (zumindest wenn kein "impressionistischer" Charakter des Bildes angestrebt wird, z.B. eine Stimmung im Nebel). Dazu benutze ich das Programm Photoshop Elements von Adobe, das ist relativ unkompliziert zu bedienen. Mit "unscharf maskieren" werden Fotos den Tick schärfer, den man (ohne reinzuzoomen) zwar nicht sofort sieht, aber der Gesamteindruck ist besser. Man muss sich nur ein bisschen mit den Optionen spielen.

2: Auch haben die meisten Bildbearbeitungsprogramme eine Option zur automatischen "Bildoptimierung", bei der z.B. zu dunkel gewordene Aufnahmen automatisch aufgehellt werden. Das ist praktisch und zeitsparend, wenn man es nicht manuell machen will (und zu 95% ausreichend für meine Zwecke). Für echte Fotografen ist das vermutlich ein Alptraum 😀.

Vor der Optimierung/SchärfungNach der Optimierung/Schärfung
P1042506.jpgP1042506a.jpg

3: Zu guter Letzt speichere ich noch die Fotos in einer Auflösung, sodass sie nicht größer als ca. 3MB werden. Für die Darstellung auf einem Computer ist das mehr als ausreichend, und die Fotoserver, die Hive nutzt, kompromieren Fotos in Übergröße ohnehin (ich glaube die Grenze ist bei 3,5 oder 4 MB).

Hier ein Foto, so wie ich es ursprünglich in Tokyo, im Vorbeigehen, aufgenommen hatte...
IMG_5406.jpg

..und nach Horizontbegradigung, Wählen des Bildausschnittes (Person im goldenen Drittel, störende Hinweistafel am linken Rand weg), Bildoptimierung und Nachschärfen:
IMG_5406f.jpg

Anderes Beispiel, ein Sonnenuntergang in Griecheland, vorher...
IMG_33.jpg

und nachher (Bildausschnitt anpassen und Aufhellen):
IMG_3308f.jpg

Das Thema ist eigentlich unerschöpflich, aber ich hoffe, für den eine oder anderen von Euch war etwas Hilfreiches dabei.

Was sind Eure Methoden und Herangehensweisen, wie bearbeitet Ihr Eure Fotos, und mit welchen Programmen?

All pics by @stayoutoftherz

Sort:  

Fantastischer Beitrag!
Ich verwende noch meinen "alten" Photoshop CS2 (2005) - hatte ich schon vor einigen Jahren frei heruntergeladen nachdem mein vorheriger Photoshop 7 (2002) mit meinem alten Laptop den Geist aufgab (Hard Drive). CS 2 funktioniert einwandfrei, ist zwar nicht mehr unterstützt, aber wenn Glitches auftreten, ein Reboot setzt es wieder zurecht.
Regeln wie den Goldenen Schnitt kenne ich natürlich noch von meinem Kunststudium. Ich habe etliche Kameras, aber nichts sehr teures - so um 2005 gekauft meine Samsung Pro 815 funktioniert noch immer tadellos. Die letzte Kamera die ich kaufte ist ebenfalls sehr gut und war ziemlich billig, Canon SX540HS, hat fantastische 50X Zoom Funktion. Ist allerdings schwierig frei hand mit vollem Zoom (hat auch keinen Sucher, was manchmal im Sonnenlicht schwierig ist) - hab da erst kürzlich im Wasserpark Reiher fotografiert, und dann verglichen mit den Fotos einer Freundes der ein zehnfaches für seine Kamera zahlte, und dann noch viel mehr in ein Zoom Objektiv investierte. Natürlich ist es bessere Qualität, aber wenn man sich Luxus leisten will, dann mal eine Hasselblad. Ich habe auch gute Ergebnisse sogar mit einer kleinen Nikon Taschenkamera erzielt, die unter € 100.- kostete. Interessant auch, ich habe eine kleine Canon TX1 (war ein Geburtstagsgeschenk) welche vor ein paar Jahren den Geist aufgab: Fokus funktionierte nicht. Hab sie nicht weggeworfen, und eines Tages wieder mal hervorgeholt, und siehe da, alles funktioniert wieder!
Meine Fotos stelle ich auf Flickr ein.

Danke.
Ja, wie gesagt, die Kamera ist nicht soo entscheidend - außer im professionellen Bereich.

Die meisten meiner Fotos sind mit digitalen Spiegelreflex oder Systemkameras von Nikon entstanden. Derzeit eine Z fc. Zur Verwaltung und Nachbereitung nutze ich die hauseigenen Nikon- Programme, ACDSee Photo Studio Pro, Luminar 4 und AI sowie Affinity Photo + Designer. Letzteres vor allem, weil ich die Zusammenarbeit mit dem Publisher schätze, den ich fürs Geschäft brauche. Und natürlich GIMP, wenn was anderes nicht mehr hilft.

Hier habe ich derzeit das Problem, dass Fotos nicht so wiedergegeben werden, wie ich mir das vorstelle. Betrifft Farbwiedergabe und teilweise auch Schärfe / Kontrast. Woran das liegt - keine Ahnung. Ich bin am Probieren.

Ganz viele tolle Tipps.
Mir hat mal ein Profi den Rat gegeben einfach zu üben, so einfach das klingt so schwer tut man sich manchmal.
Experimentieren ist sehr wichtig, z.B. bei der Perspektive. Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl was "gut" aussehen könnte.

Nachbearbeitung und Katalogisierung sind für mich persönlich wichtige Bestandteile meines Hobbys, ich verstehe aber jeden der diesen Aufwand nicht betreiben möchte. Ich denke es ist einfach auch ein Unterschied ob man einfach ein wenig Schnappschüsse macht, oder ob man Fotografie als Hobby betreibt.
Wenn das dann ein Beruf ist sieht es sicher nochmals anders aus.

Wie du ganz richtig sagst sollte Fotografie in erster Linie Spass machen!

Ich arbeitete bisher mit Lightroom von Adobe und habe jetzt auf Luminar Neo von Skylum gewechselt.

Achja und ehe ichs vergesse: Tolle Bilder.

IMG_9695.JPG

Ich persönlich finde die Bilder am coolsten bzw fazinierensten wenn das Objekt unten links oder unten rechts zu sehen ist und man die weite einfängt. Es hat was von " man ist so klein im grossen ganzen "
IMG_9796.JPG

Mit dem chinahandy. Man sieht aber einen deutlichen Unterschied zu diesen Fotos. Hab ein Magnolienfoto wie dieses, aber ohne Filter sieht das einfach nur flach aus. Und wenn man filtert, dann hats nicht mehr viel mit dem eigentlichen Objekt zu tun und wird zu einem Instagrambild.

Yay! 🤗
Your content has been boosted with Ecency Points, by @stayoutoftherz.
Use Ecency daily to boost your growth on platform!

Support Ecency
Vote for new Proposal
Delegate HP and earn more

Super Fotos, DANKE dafür 👍🥴😊

Vielen Dank für diese vielen wirklich nützlichen Tipps. Ich werde es ausproieren.

LG Michael

!invest_vote

@mima2606 denkt du hast ein Vote durch @investinthefutur verdient!
@mima2606 thinks you have earned a vote of @investinthefutur !