Staatsfinanzen - Ein Stück in Acht Akten

in Deutsch D-A-CH3 years ago (edited)

Liebe Hivegemeinde,
Liebe Freiheitsfreunde,
Liebe Freiheitsfeinde,

unter meinem letzten Artikel wurde wieder viel diskutiert.
Das Problem in unserer Gesellschaft ist, dass 99% der Politiker, Zentralbänker und Ökonomen keine Ahnung haben, wie Staatsfinanzierung wirklich funktioniert.
Zusätzlich rennen sie auch noch der falschen Geldtheorie hinterher.

Dies war aber nicht immer so.
Von der Zeit als die ersten Staaten entstanden sind, bis zum Ende des zweiten Weltkriegs wussten es die meisten Ökonomen, Zentralbänker und Politiker sehr genau.

Begeben wir uns also zurück in die Zeit, als die ersten Staaten entstanden sind.

1. Akt - Das anarchistische Dorf



Da es noch keine Staaten gibt, leben die Menschen friedlich in ihrem Dorf zusammen.
Die meisten Menschen haben sich auf eine Tätigkeit spezialisiert und treiben Handel miteinander.
Man gibt sich gegenseitig Kredit und da das Schreiben noch nicht erfunden wurde, macht man die Geschäfte per Handschlag und merkt sich, wer wem was schuldet.
Allerdings gibt es noch keine richtigen Märkte im heutigen Sinne.
Man produziert also nicht in erster Linie, um zu verkaufen.
Vielmehr läuft es folgendermaßen ab:

Ein Fischer holt gerade seine Netze ein und einer der Jäger des Dorfes kommt vorbei.

Jäger: “Du hast aber da ein paar schöne Fische gefangen.”
Fischer: "Nimm Dir ruhig 5 Stück für dich und deine Familie mit. Ich hab ja genug."

Der Jäger nimmt die Fische und bedankt sich. Er weiß jetzt, dass er dem Fischer eine Gegenleistung im Wert von 5 Fischen schuldet. Will er nicht sein Gesicht verlieren, muss er der Familie des Fischer nach der nächsten Jagd die entsprechende Menge Fleisch vorbeibringen.

2. Akt - Der König kommt:

Schon seit einiger Zeit treibt sich ein Fremder in den Wäldern herum.
Nennen wir ihn Stephan Haller.
Er beneidet die Dorfbewohner um ihren Wohlstand.
Er beherrscht weder das Jagen noch das Fischen. Auch handwerkliche Tätigkeiten liegen ihm nicht.
Da das Berufsbeamtentum noch nicht erfunden wurde, ist er ziemlich arm dran.
Gerne würde er der Herrscher dieses Dorfes sein und sich von den Bewohnern durchfüttern lassen.

Er beschließt Herrscher des Dorfes zu werden.
Er zieht sich ein lustiges Gewand an und marschiert ins Dorf.


”Ich bin König Stephan von Hallerstein I. und von jetzt an werdet ihr für mich arbeiten!”, brüllt er auf dem Dorfplatz.

Sofort bricht unter den Dorfbewohnern schallendes Gelächter aus und weil König Stephan von Hallerstein I. einfach nicht mehr gehen will, bewerfen sie ihn mit Kuhmist und treiben ihn aus dem Dorf.

3. Akt - Hilfe naht

Traurig und nach Kuhmist stinkend streift er durch die Wälder.
Als er schon kurz davor ist, es doch einmal mit einer sinnvollen Tätigkeit zu versuchen, trifft er auf einen Fremden.
Dieser Fremde sieht aus wie Arnold Schwarzenegger und hat Schwert und Schild dabei.

König Stephan von Hallerstein I.: "Hallo, ich bin König Stephan von Hallerstein I."
Fremder: Hallo, ich bin He-Man, ich bin der stärkste der Starken.”
König Stephan von Hallerstein I.: “Sag mal He-Man, hast Du zufällig was zu Essen dabei?”
Fremder: “Nein, mein letztes Eiweisshake habe ich vor 3 Tagen getrunken und zum Jagen bin ich zu faul. Das einzige was ich gerne mache, ist Leute verprügeln.”
König Stephan von Hallerstein I.: “Ich habe da so eine Idee...”

4. Akt - Die Ansage

Die beiden marschieren zurück ins Dorf.

König Stephan von Hallerstein I.: “ Ihr kennt mich vielleicht noch. Ich bin König Stephan von Hallerstein I. Von nun an euer Herrscher. Von jetzt an werdet ihr für mich arbeiten.
Wem das nicht passt, den wird mein Freund He-Man grün und blau schlagen.”

Anfangs lachen die Dorfbewohner noch, aber nachdem He-Man den ersten Dorfbewohner k.o. geschlagen hat, fügen sie sich ihrem Schicksal.

Von jetzt an läuft He-Man den ganzen Tag mit einer Peitsche herum und treibt die Leute zur Arbeit an.

König Stephan von Hallerstein I. sitzt den ganzen Tag auf seinem Thron und genießt das Leben.

5. Akt - Altersschwäche

Eines Tages kommt He-Man zu König Stephan von Hallerstein I.
He-Man: "Wir müssen uns was anderes überlegen. Das Gepeitsche den ganzen Tag geht ganz schön auf die Knochen. Ich glaube ich habe schon Arthrose im rechten Ellenbogen.
Außerdem sind die Bewohner Faulpelze. Kaum gehe ich mal eine rauchen, stellen sie sofort die Arbeit ein.”

König Stephan von Hallerstein I.: “Ja Du hast recht, mir hat die Peitscherei auch keinen Spaß gemacht, ich kann schließlich kein Blut sehen.
Ich hätte aber gerne ein neues Schloss, d.h. wir müssen einen anderen Weg finden, um sie zur Arbeit anzutreiben. Treib mal die ganzen Dorfbewohner zusammen, ich muss eine Ansage machen.”

6. Akt - Das Geld und die Steuern

König Stephan von Hallerstein I.: “Liebe Dorfbewohner, da ich ein netter König bin, ist mit der Peitscherei jetzt Schluss. Ihr müsst auch nicht mehr für mich arbeiten.”

Donnernder Jubel unter den Dorfbewohnern.

König Stephan von Hallerstein I.: “Da aber ein König auch von etwas leben muss, führe ich hiermit eine jährliche Hütten-Steuer im Wert von 100 Hallero ein, die jeder Erwachsene bezahlen muss.
Wer die Steuer nicht bezahlt, dem brennt He-Man seine Hütte nieder.”

Volk: “Was sind 100 Hallero?”

König Stephan von Hallerstein I.: “Dieser Geldschein hier, mit meinem Bild darauf und mit der Zahl 100 sowie dem Wertmaß Hallero versehen, entspricht 100 Hallero.
Jeder Erwachsene ist ab jetzt verpflichtet, jedes Jahr am 31.12. einen solchen Geldschein bei mir abzuliefern, ansonsten wird euch He-man die Hütte niederbrennen.

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Volk: “Aber wo sollen wir den diese Geldscheine herbekommen?”

König Stephan von Hallerstein I.: “Die gibt es bei mir. Jeder, der an dem Bau meines neuen Schlosses mitarbeitet, und zwar 40 h in der Woche, bekommt 100 Hallero im Monat.
Weil ich ein besonders netter König bin, gibt es noch 30 Tage bezahlten Urlaub oben drauf.”

Im Dorf leben 60 Erwachsene. Die Steuerlast beträgt also 6.000 Hallero.
Da König Stephan von Hallerstein I. nicht will, dass ab jetzt jeder auf der Baustelle des Schlosses arbeitet und keiner mehr Lebensmittel produziert, stellt er nur 10 Leute ein.
Er muss also ab jetzt 12.000 Hallero pro Jahr Lohn an seine Bauarbeiter zahlen.
Das spielt aber überhaupt keine Rolle, schließlich stellt er die Geldscheine selbst her.

7. Akt - Ein Markt entsteht

Da nun alle Dorfbewohner gezwungen sind, irgendwie an 100 Halleros pro Jahr zu kommen, produzieren die Dorfbewohner, die nicht das Glück hatten Arbeit auf der Baustelle zu finden, ihre Waren zum Verkauf und verkaufen ihre Waren nur noch gegen Halleros.
Die hungrigen Bauarbeiter kommen nach der Arbeit ins Dorf und kaufen dort Lebensmittel ein. Zum Bezahlen benutzen sie die Halleros.
Da der König 12,000 Halleros im Jahr ausgibt, aber nur 6.000 Halleros an Steuern zurückverlangt, können die Dorfbewohner sogar für schlechte Zeiten Ersparnisse bilden.

8. Akt - Die Inflation kommt

Eines Tages scheint das Unglück über das Dorf gekommen zu sein.
Scheinbar hat He-Man besoffen in den See gekotzt und jetzt sind alle Fische tot, der Hagel hat einen Teil der Ernte vernichtet und wegen des Klimawandels sind die meisten Rehe zum Nordpol gezogen.
He-Man, der vom König zum Einkaufen geschickt wurde, kommt mit leeren Händen zurück.

König Stephan von Hallerstein I.: “Was ist los He-Man? Wo sind meine Milchschnitten?”

He-Man: “Tut mir leid, alle Verkaufsstände waren leer. Die Händler haben fast alles selbst gegessen und den Rest haben die Bauarbeiter verputzt.”

König Stephan von Hallerstein I.: “Irgendwie muss ich es schaffen, dass die Leute nicht so viel konsumieren. Wenn sie weniger Geld hätten, könnten sie nicht so viel kaufen und es würde mehr für mich übrig bleiben. Aber weil ich die ganze Zeit viel weniger Steuern eingenommen, als ich Geld ausgegeben habe...

He-Man: “Das nennt man Staatsdefizit oder?”

König Stephan von Hallerstein I.: “Ruhe jetzt du Streber, ich muss überlegen!”

He-Man: “Tut mir leid, Chef.”

König Stephan von Hallerstein I.: “Das heißt Eure Majestät!”
“Also, weil ich die ganze Zeit viel weniger Steuern eingenommen, als ich Geld ausgegeben habe, haben die jetzt haufenweise Ersparnisse.”

He-Man: “Aber deshalb können sie sich doch auch nicht mehr kaufen. Es gibt nicht mehr.”

König Stephan von Hallerstein I.: “Eben. Deshalb müssen nicht nur die Ersparnisse weg, sondern auch noch ein Teil ihrer Einnahmen. Ich glaube ich erhöhe die Steuern.”

He-Man: “Das kommt nicht gut. Da machen die gleich eine Revolution und Du weißt doch, wegen der Arthrose im rechten Ellenbogen und wegen meiner Raucherei und Sauferei, bin ich nicht mehr so stark wie früher.”

König Stephan von Hallerstein I.: “Stimmt auch wieder. Dann muss ich sie zum Sparen animieren. Ich werde königliche Anleihen ausgeben. Die sollen eine 30-jährige Laufzeit haben und damit die Leute sie kaufen, zahle ich ihnen einen jährlichen Zins von 8%.
In 30 Jahren sollte sich der See erholt haben und das mit dem Klima gibt sich auch wieder.
Sauf halt nicht immer so viele Eiweisshakes, dann musst du auch weniger furzen.
Du weißt ja, Methan ist ein Klimagas.”

He-Man: “Aber Chef, ich meine Majestät, wo nehmen wir denn das Geld für die Zinsen her?”

König Stephan von Hallerstein I.: “Idiot. Da wo wir das andere Geld auch hergenommen haben. Ich habe doch meinen C64 mit dem 9-Nadel-Drucker und wenn sich die Lage im ersten Jahr noch nicht gebessert hat, dann gebe ich eben neue Anleihen aus, um die Zinsen wieder einzusammeln.
Staatsfinanzen sind ja jetzt wirklich keine große Kunst.
Also, schmeiß den C64 an, wir müssen ein paar Anleihen drucken.”

He-Man: “Darf ich vorher noch ein bisschen Giana Sisters spielen?”

König Stephan von Hallerstein I.: “Von mir aus. Solange du mir nicht meinen high score streitig machst.”

Und so kam es, dass das Volk die Anleihen kaufte und sich an den hohen Zinsen erfreute.
Nur von den Zinsen wurden sie auch nicht satter.
Als sich der See erholt hatte und die Fischbestände wieder wuchsen, die neue Ernte herangewachsen war und auch die Rehe zurückkehrten, weil He-Man auf seine Eiweisshakes verzichtete, hätte eigentlich alles wieder wie früher sein können, nur die Leute hatten kein Geld mehr. Die Ersparnisse waren auf 30 Jahre fest angelegt, auch die Zinsen legten sie in neue königliche Anleihen an, weil König Stephan von Hallerstein I. jetzt sogar 10% Zins bezahlte.
Ein Großteil des restlichen Geldes ging für die Steuern drauf. Man konnte also kaum mehr konsumieren.
Da hatte der Dorfälteste eine Idee.

Dorfältester: "Für was brauchen wird das königliche Geld. Doch nur zum Steuernzahlen. Wie wäre es wenn wir es wieder machen wie früher. Wir geben uns gegenseitig Kredit. Am Ende jeden Monats wird abgerechnet und die persönlichen Bilanzen glatt gestellt. Die übrig gebliebenen Schulden können wir dann ja auf den nächsten Monat rollen oder wenn einer der Krediteure nicht zustimmt, dann wird eben bezahlt und zwar in Halleros.
Dafür reicht das bisschen Geld aus, was noch im Umlauf ist.
Zum Kaufen braucht man schließlich kein Geld, sondern nur zum Bezahlen.
Wenn He-Man irgendwann schwach genug ist, dann schmeißen wir die zwei Idioten sowieso wieder raus und dann wird alles wieder wie früher.
Und dass mir dann bloß keiner auf die Idee kommt einen neuen Herrscher zu wählen.
Ihr seht ja was dabei raus kommt!”

Vorhang

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Wunderbar.
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!100 Hallero
!einen frischen Fisch
... und vielen Dank, für diesen amüsanten wie lehrreichen Artikel. 😎

Wo ist der Barde? Und wo sind die Wildschweine?

Gibt es ein Fest?

Halleros find ich gut!!!

Prost!

Zaubertrank habe ich auch vergessen.

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Du hast noch 48 Stunden Zeit an @null auf der Steemengine 0.01 Hallero zu senden - da hilt auch kein Zaubertrank! ;o)

Du hast mit deinem Beitrag Dir deinen ersten Hallero verdient. Schau auf der Steemengine nach. Nun musst Du aber auch an Deine Pflichten denken.

Denn das King Imperium versteht keinen Spaß!

Ich befürchte, dass ich mit Steemengine usw. schon wieder überfordert bin.

Auf das Bild klicken zum vergrößern!


image.png

HAL 9000 says:



Hello stehaller


Congratulations!



to your exceptional comment


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As a chief of construction of the HALLERO Universe you are invited to join the task force of HAL 9000 and able to get more HAL-TOKEN.

Further information are available at https://steem-engine.com/?p=market&t=HAL

This is a satire post in order to demonstrate the desctructive function of socialism


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köstlich, eure Herrlichkeit.

Bin ganz begeistert! So einfach kann es sein!

LG Michael

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!jeenger

Ich habe es immer gewusst: Ich hätte meinen C64 und den Oki-Drucker behalten sollen, dann wär' ich jetzt ein reicher Mann ;-)

Ich hab meinen noch.
Die Tastatur ist mittlerweile schon ganz gelb verfärbt.
Scheint ein typisches Problem von Commodore zu sein.

;))

Ich empfehle dazu: Oppenheimer, Der Staat Amazon-Link

Schon lange in meiner Bibliothek.

Your contribution was curated manually by @mima2606
Keep up the good work!

Eine gut verständliche und durch den Humor vergnüglich zu lesende Lektion, gefällt mir insofern gut! Aber ich habe folgende Einwände und Fragen:

“Was sind 100 Hallero?”

König Stephan von Hallerstein I.: “Dieser Geldschein hier, mit meinem Bild darauf und mit der Zahl 100 sowie dem Wertmaß Hallero versehen, entspricht 100 Hallero.

Diese Nicht-Erklärung basiert auf dem logischen Fehler des idem per idem, auch Zirkeldefinition oder Tautologie genannt.

  • Inwiefern ist das Wort "Hallero" ein Maß im allgemeinen und ein Wertmaß im speziellen?
  • Wie funktioniert hier der Messvorgang im Detail?

Da nun alle Dorfbewohner gezwungen sind, irgendwie an 100 Halleros pro Jahr zu kommen, produzieren die Dorfbewohner, die nicht das Glück hatten Arbeit auf der Baustelle zu finden, ihre Waren zum Verkauf und verkaufen ihre Waren nur noch gegen Halleros.

  • Warum nur noch gegen Halleros? Es reicht doch, die 100 zusammenzukriegen. Ab dann kann derjenige wieder tauschen wie bisher.
  • Wie funktioniert dieses Verkaufen? Ich eröffne dazu ein Fallbeispiel: Am Tag der ersten Lohnzahlung geht einer der Bauarbeiter zum Bäcker, zeigt ihm seinen 100-Hallero-Schein und sagt: "Ich hätte gern ein Brot und 5 Semmeln." So, jetzt bist du dran! Wie geht's im Detail weiter?
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Was hat das jetzt bitte mit Corona zu tun?

Das ist Ablenkung von Corona.
So wie damals die UFA-Filme

Klasse auf den Punkt gebracht!


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