Es kann niemals "um alle" gehen. Unmöglich.

in #corona4 years ago (edited)

Ich möchte etwas zu den Menschen aus der Regierung sagen. Sie haben viel mit mir gemeinsam. Mehr, als mir manches Mal Lieb ist. Die harte Person in meinem Kopf sagt: "Ich habe kein Mitleid mit den Leuten aus dem Parlament oder der EU. Sie haben sich diese Arbeit ausgesucht und sie glauben daran, dass sie in der Lage sind, alles unter einen Hut zu bringen. "

Ich habe aber auch ehrliches Verständnis und Mitgefühl dafür, dass man als Regierender den Eindruck gewinnen muss, dass man es wirklich niemandem Recht machen kann und es stimmt. Das geht nicht.

Es ist unmöglich, es allen Leuten Recht machen zu wollen,

weil immer irgendwer etwas dagegen hat, was entschieden wird. Und das ist auch richtig so.

Wer Politiker ist und denkt, er müsse eine breite allumfassende Zustimmung erhalten, wer beleidigt ist, dass ihm diese breite Zustimmung nicht zuteil wird und sich dadurch gekränkt fühlt, hat was nicht verstanden vom menschlichen Zusammenleben. Da ist aber wieder diese Stimme, die sagt: "Wie gehst du denn als Nichtpolitiker damit um, wenn man dir dieses Verständnis versagt?" Fühlt diese Person nicht dieselbe Majestäten-Beleidigung, wie sie es dem anderen ankreidet?

Zuerst auf sich schauen

Wer als Politiker - oder sonstwer - aufhört, mit Menschen zu leben und zu sprechen, kein eigenes Familienleben zu haben, wer nicht im Kontakt ist mit den Leuten aus dem Volk, der fällt darauf herein, dass das, was „wahr“ ist, in den Medien steht. Man sieht also von sich selbst Karikaturen, hämische oder höhnische Beiträge in den Netzwerken, liest sich durch die Zeitungsmeldungen und hält das dann für das reale Geschehen.

Statt in Betriebe zu gehen, Schulen zu besuchen, als Einzelner über Wochenmärkte oder locker durch die Straßen zu schlendern, etc. etc. liest der heutige Politiker - oder sonstwer (man selbst?)- Umfrage-Werte, Statistiken und Analysen. Aber eigentlich liest er sie nicht wirklich, weil er eine kurze Aufmerksamkeitsspanne hat. Willkommen im Club. Man liest heute keine langen Texte mehr, wenn man sie nicht gerade selbst verfasst hat. Man bittet um eine „gestraffte Zusammenfassung“. TLTR (= Too Long To Read)

Der Politiker hat einen bestimmten Berater-Stab, der ihm dieses oder jenes rät und auch suggeriert. Davon können wir ausgehen. Weil die Berater natürlich auch eigene Interessen verfolgen und wer einen Politiker berät, der will gerne am Puls der Macht sein und sich unentbehrlich machen. Er wird seinem Abgeordneten, wenn er ein guter Stratege ist, gewisse Dinge offenbaren und andere verschweigen. Auch davon gehen wir aus. Warum auch nicht, weil es ja so ist.

Politiker sind nur Menschen, genau wie du und ich. Sie wissen es nicht besser, wie man lebt und handelt, als du und ich es wissen.

Wer das von von ihnen denkt, den möchte ich fragen: Warum? Wieso sollten sie es besser wissen, wenn sie es gar nicht können?

Genauso sind die politischen Berater nur Menschen, die es auch nicht besser wissen als du und ich. Die Virologen und Genetiker, die Biologen und die Technologen, auch die wissen es nicht besser. Niemand weiß es besser. Wissenschaftler wissen es nicht, Tech-Konzerne wissen es nicht, Richter nicht und auch sonst niemand auf der Welt.

Politiker - damit sind sie in unserer großen Gesellschaft - verhalten sich wie oft altmodische Eltern, die ihre Kinder erziehen wollen. Widerspruch ist zwecklos.

„Moderne Eltern“ haben gelernt, dass man seine Kinder nicht wirklich zwingen oder (er)ziehen kann, etwas zu tun oder zu lassen. Daher sind Eltern etwas schlauer geworden und haben gelernt, gewisse Techniken der Manipulation anzuwenden, sind in ihrem Vorgehen subtiler geworden und raffinierter. Sie betreiben „Kampagnen“ und „Aufklärung“. Natürlich, ein großer Teil ihrer Kinder ist dann damit einverstanden, weil diese Kampagnen stets das Eine sagen: „Zu eurem Wohl. Zum Wohle der Allgemeinheit“. Die restlichen Kinder, die das noch nicht kaufen, die muss man – leider – dann doch anders behandeln. Härter.

Ich bin überzeugt, wir alle sind irgendwie vom Gutmenschentum überzeugt. "Wir" und "sie" sind wahrscheinlich wirklich der Ansicht, dass Schutz anbieten etwas Gutes ist. Ich denke, das ist eine weit verbreitete Annahme. Gleichzeitig ist es eine Selbst-Illusion, die wir miteinander teilen.

Auch die mit viel Geld haben ein dringendes Bedürfnis, Wohltäter zu sein. Wenn du dazu noch ein großes Sendungsbedürfnis hast und das Feedback der vielen brauchst, weil dir die wenigen um dich herum nicht reichen, dann musst du das Ganze sehr viel größer aufziehen, gerne auch in die Geschichte eingehen.

Was ist das Seltsame und Bedrohliche am Helfersyndrom?

Die Helfer im Kleinen sind nicht viel anders als die Helfer im Großen.
Wenn man ein Helfer-Syndrom hat, dann geht es im Prinzip ausschließlich darum, dass man sich selbst im Helfen gut fühlt. Akzeptiert. Gesehen. Beachtet.

Man nimmt einem anderen Menschen die ganze Arbeit ab, man denkt für ihn, man handelt für ihn. Er braucht wirklich selbst kaum etwas zu tun, dieser Mensch, dem so ausgiebig geholfen wird. Wenn man nun fertig ist mit dem für einen anderen denken und handeln, dann will der Helfer dafür gelobt werden. Er will, dass man ihm aus tiefstem Herzen dankt und ihn für seine Selbstlosigkeit preist.

Aber was ist hier geschehen?

Der, dem so effektiv geholfen wurde, der ist wie ein Fähnchen im Wind. Die eine Richtung: Er bedankt sich nicht mal ordentlich für alles, was man für ihn getan hat. Er nimmt es sogar als völlig selbstverständlich und mancher, der es damit übertreibt, sich helfen zu lassen, der entwickelt geradezu Allüren, die man nachgerade als frech bezeichnen könnte. Er benutzt den Helfer als Assistent. Er bringt ihm seine Probleme und sagt: „Hier, mach mal.“ Dann lehnt er sich zurück, während der Helfer fleißig seine Arbeit macht.

Die andere Richtung: der Hilfesuchende bedankt sich aufs Herzlichste und Überschwänglichste. Sagt Sachen wie „Ohne dich hätte ich das niemals im Leben geschafft. Du bist der Größte!“ Das macht er, um sich den Helfenden gewogen zu halten. Aber beide haben nicht wirklich etwas für sich selbst getan. Sie haben an keinem Erkenntnisprozess gearbeitet, ihre eigene Wirksamkeit nicht beachtet und auch nicht an ihrem Mitgefühl gearbeitet. Wohl aber am Ego.

Wären beide – Helfer und Geholfenem – daran interessiert, dass der andere sich selbst ermächtigen lernt, dass beide durch die Begegnung reifen, dann kann es keine Hierarchie geben. Der eine würde den anderen dazu auffordern, ganz eng mitzuarbeiten. Er würde mit ihm gewisse Techniken und Kenntnisse teilen wollen mit dem Ziel, selbstständige Entscheidungen und Handlungen treffen zu können, so dass dem Geholfenen in absehbarer Zukunft der Beistand des Helfers unnötig sein wird.

Der Helfer hat das Interesse, sich nach und nach überflüssig zu machen

ganz richtig gehört - und findet seine größte Befriedigung darin, solches zu erreichen: Sich arbeitslos zu machen. Er wird außerdem im Prozess offen für Überraschungen sein und sich dankbar fühlen, wenn er durch denjenigen etwas für sich lernt, dem angeblich nur geholfen wird. Auch dem Helfer wird geholfen, denn er nimmt dankend an, was er selbst noch nicht weiß und nun gelernt hat. Jede einzelne Begegnung ist für beide Beteiligten stets eine Quelle des Lernens, eine der Erfahrung und Befähigung. Eine lebendige Inspiration. Bar jeder Langeweile.

Es gehört Mut zum Helfen.
Es ist nämlich so, dass man, um einen, der sich hilflos fühlt, dazu verhelfen zu wollen, dass er sich nicht ohnmächtig, sondern ermächtigt fühlt, recht gewagte Fragen stellen muss.

Aus dem echten Leben:

Neulich, in einer Beratung, die das Thema „Trennung aus einer Paarbeziehung mit Kind“ betrifft, habe ich erneut wertvolle Erkenntnis gewonnen.

Die Eltern, die in dieser schwierigen Phase Entscheidungen treffen müssen, stellen sich auf. Es geht dabei um das Kind, um Finanzen, um Güter und um die Zukunft. Seltsamerweise tun Menschen etwas, was man als Umkehrung bezeichnen könnte: Dort, wo es um Verhandlung geht, wollen sie Beziehung. Dort, wo es um Beziehung geht, wollen sie Verhandlung. Was meine ich damit?

Einer der Beteiligten hatte eine Trennungsvereinbarung aufgesetzt, der andere sollte diese formale Trennungsvereinbarung unterzeichnen. Die Entscheidungen über die Gütertrennung sollte im gleichen Papier gefällt werden wie die Entscheidung über die Beziehung als Erwachsene in ihrer Rolle zum gemeinsamen Kind.

Die Stimmen "der anderen"

Was als „Wille“ erarbeitet werden will, das will man durch andere, bereits vorhandene Methoden und Erklärungen, für sich als Entscheidungshilfen heranziehen. So überspringen Eltern den Punkt, bei dem sie sich fragen: Was will ich selbst? Und schauen zuerst darauf, was andere sagen. Dazu zählen Anwälte, Gesetze, Vereine, so genannte Kinderschutzbünde, christliche oder nicht christliche Beratungsstellen, staatliche Einrichtungen und so weiter.

Doch nirgends hat man den eigenen Willen und die höchst persönliche Situation überhaupt erst richtig aufgestellt, durchdacht oder sich zu erarbeiten versucht auf der Basis der tatsächlichen handfesten Lebensrealität. Die ja stets einzigartig ist und nicht allgemein. Besonders und nicht durchschnittlich.

Weil einem kaum jemand die Frage stellt:

„Unabhängig von allen Gesetzen, Aussagen, Einrichtungen und Meinungen: Was wollen Sie selbst?“

Ohne es zu realisieren, machen Trennungseltern sich selbst ohnmächtig, weil ihnen durch die vielen anderen Stellen und Stimmen immer genau das erzählt wird, was diese Stimmen als richtig erachten.

Dabei haben diese Stimmen eine vorgefasste Meinung. Sie haben immer ein eigenes Interesse: ihren Selbsterhalt. Ihre Existenzberechtigung zu festigen, nicht etwa zu lockern. Ihr know-how als Wahrheit zu proklamieren, nicht als eine Möglichkeit unter vielen.

Den Eltern wird gesagt: „Das ist für ein Kind am besten.“ Die gesetzliche Unterhaltspflicht hat eine „Düsseldorfer Tabelle“. Der Anwalt hat „eine gegnerische Partei“. Ist es aber für genau dieses Kind das Beste? Für genau diesen Einzelnen? Das kann niemand anderes wissen, außer die Einzelnen selbst.

Die Person in meiner Beratung war also in ihrer Suche nach Beistand noch nicht sehr dazu ermuntert worden, sich selbst einige grundsätzliche Fragen zu stellen und auf der Basis der eigenen Lebensrealität einige wichtige Dinge festzuhalten.

Deutlich war die Feindschaft zum anderen Elternteil zu spüren, die Ressentiments und Enttäuschung dem anderen gegenüber. Dem anderen Elternteil wurde Unfähigkeit im Umgang mit dem gemeinsamen Kind unterstellt, es wurde von „Gefahr“ fürs Kind gesprochen.

Daraufhin sagte ich:

„Ich werde ihnen nun sehr bewusst eine provokante Frage stellen. Sind Sie der festen Ansicht, dass der andere Elternteil eine deutliche und unmissverständliche Gefahr für das Leben und den Leib des Kindes darstellt? Weil wenn dieses so ist, dann sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass Sie sehr schwere Anschuldigungen dem anderen gegenüber formulieren, die eine große Konsequenz haben würden, wenn Sie dieses weiter verfolgen.“

Diese und andere Fragen lenkten die Aufmerksamkeit darauf, dass man selbst im Umgang mit dem Kind nicht unfehlbar ist, sich wirklich überaus ungeschickt bis verletzend dem eigenen Kind über verhalten kann und dass solches wiederum nur menschlich sei und es wohl nirgends Eltern gäbe, die das nicht durchlebten. Ob man dem anderen absprechen wolle, ähnliche Erlebnisse zu haben?

Ich fragte weiter nach Situationen, weil dieses Thema von „Gefahr und Gewalt“ im Raum stand. Ich bekam daraufhin die Information, dass es bereits zwischen den Erwachsenen zu Situationen gekommen war, wo sich der eine vom anderen bedroht gefühlt hatte.

Anstatt auf diese Bedrohung einzugehen, fragte ich: „Wie haben Sie die Situation gelöst?“ Daraufhin erhielt ich eine Antwort, die einen hilfreichen und de-eskalierenden Schritt beschrieben hat und so sagte ich: „Ah, ganz wunderbar! Sie waren also gar nicht mehr hilflos, sondern wussten sich angemessen zu helfen. Sie haben etwas wirklich Bedeutsames vollbracht.“

Weiterhin stellte ich in den Raum, dass die gefühlte Bedrohung durch Episoden zwischen den Erwachsenen leicht dazu führen könne, diese auf das Kind zu übertragen und man sehr aufpassen müsse, dass einem solches nicht geschieht, weil die Erwachsenenbeziehung sich deutlich von der zu dem Kind aus der jeweiligen Eltern- sowie Kindesperspektive unterscheide. Den Rückschluss zu führen, dass, wer einen Erwachsenen bedroht, gleichzeitig auch sein Kind bedrohe, der sei zu kurz geschlossen.

Was ich in dieser Beratung tat, das nennt man „Allparteilichkeit“ pflegen.

Ich habe sozusagen einen Mediationsprozess mit nur einem vorhandenen Elternteil durchgeführt, gleichzeitig aber den nicht in Person vorhandenen anderen Elternteil auch mit einbezogen und seine Interessen mit vertreten.

Ich habe den deutlichen Wunsch gespürt, eine Atmosphäre der Feindschaft nicht noch zu befeuern, sondern lieber dadurch zu helfen, dass ich unbequeme und direkte, aber gleichwohl aus meinem Mitgefühl entspringende Fragen zu formulieren und sie dem Klienten als Möglichkeit oder Theorie anzubieten.

Natürlich, mein eigenes Interesse lässt sich nicht völlig ausschalten. Dazu bin ich gar nicht in der Lage, weil ich ein Mensch bin. Dieses eigene Interesse sollte nichts mit Reputation, Geld, Abhängigkeit oder sonstigen egozentrischen Anwandlungen zu tun haben.

Sondern damit, dass ich eine Mitwelt erleben will, die sich befähigt, Konflikte nicht zu vermeiden, sondern sie in Zusammenarbeit zu lösen. Krieg nicht noch zu befeuern, sondern ihn zu beenden. Ja, dieses klare Interesse habe ich und das, so denke ich, ist legitim.

Alle Theorien, die man durch andere Menschen anheim gelegt bekommt, und derlei gibt es viele, diese Theorien sollte man nicht ungefragt auf alle gleich anwenden, sondern sie in der Praxis einer Prüfung unterziehen, ob sie sich für die individuelle gegenwärtig auftretende Situation eignen. Sollte diese Eignungsprüfung Erfolg haben, so geht sie ein in die eigene, höchst persönliche dadurch angereicherte Theorie und kann als praktische Erkenntnis gewertet werden.

So muss und darf jeder Einzelne, der eine Hilfe beanspruchen will, immer nur als einzigartig betrachtet werden, nicht als „allgemein“.

Es gibt keine Allgemeinheit im Besonderen. Es gibt höchstens Ähnlichkeiten, die man nicht mit „Gleichheit“ verwechseln sollte.

Der Helfer oder Berater, der sollte stets seinen eigenen unbewussten Gefühlen nachspüren und immer dann, wenn er sich besonders schockiert oder entsetzt fühlt durch die ihm übermittelten Informationen, einen inneren Schritt zurück tun.

Tut man das nicht, geht man in die Falle, dass man es wirklich entsetzlich und fürchterlich findet, was der eine dem anderen antut, so ist man mit sehr großer Wahrscheinlichkeit den eigenen Erlebnissen und damit in Zusammenhang stehenden Erinnerungen auf den Leim gegangen. Man ergreift Partei. Für den Anwesenden und gegen den Abwesenden. Man steht mitten im Feld eines Krieges, bei dem immer das schwächste Glied vergessen wird: Das Kind.

Wer als Berater und Kinderschützer zu einem Erwachsenen, der sich helfen lassen will, sagt, dass man strikt gegen dieses oder jenes vorgehen müsse, dass man sich derlei Dinge nicht gefallen lassen solle und dass der Zweck die Mittel heiligt, der handelt verantwortungslos und egozentrisch.

Der hat vermutlich, ohne es zu wissen, seine eigene Kindheit, Verletzung und Kränkung mit ins Spiel gebracht, seine eigenen hilflosen Empfindungen zur Hauptsache gemacht. Er will gewinnen. „Gemeinsam“ mit demjenigen, den er sich als Mitstreiter ausgesucht hat. Gegen einen Feind. Dass dabei nur alle verlieren können, müsste auf der Hand liegen.
Die Mittel, die dann zur Anwendung kommen:

  • Anwaltliche Vertretung mit dem Ziel, eigene Vorteile zu erwirken
  • Einstweilige Verfügungen
  • Richterliche Anordnungen
  • Gesetzlich vorgeschriebene Unterhaltsverpflichtungen
  • Gesetzlich vorgeschriebenes Umgangsrecht und Umgangspflicht
    Und so weiter

Der Anwalt der einen „Partei“, der das dreiseitige Papier zur Trennungsvereinbarung einer Kosteneinschätzung unterzogen hat, der wollte dafür mehrere hundert Euro in Rechnung stellen. Es wäre ihm nicht unbedingt in den Sinn gekommen, die Inhalte dieses Papiers zunächst zu ignorieren und stattdessen eine Mediation im Vorfeld vorzuschlagen. Anwälte leben nun mal vom Streit und von Gegnerschaft. Ohne Gegner keine Anwälte.

Ich habe nichts gegen Anwälte. Wir brauchen gute Anwälte. Genau wie gute Ärzte. Und überhaupt.

Es gibt Fälle in der Juristerei, die dringend ihre anwaltliche Expertise benötigen.

Und zwar immer dann, wenn es sich um deutliche Gefälle handelt. Wo die eine Seite deutliche Macht- und Finanzvorteile der anderen Seite gegenüber hat.

Also dem Konflikt zwischen einem Einzelnen und einer Organisation.

Wo deutlich der „Schwächere“ zu sehen ist, der als einzelner Mensch über zu wenig Ressourcen und Ausdauer verfügt, um diesem Konflikt zu begegnen. Denn das Problem zwischen dem „Einen“ und der „Organisation“ ist das Folgende: Man begegnet sich nicht persönlich und zwischenmenschlich. Das nicht vorhandene Persönliche und das Gefühlte ist ja eben nicht Gegenstand vonseiten der Organisation. Der Einzelne interessiert nicht.
Seltsam, oder?

Die Organisation sagt: Es gibt keinen Konflikt.

Der Einzelne sagt: Aber so geht das nicht. Ich fühle Ohnmacht, Wut, Hilflosigkeit, Schmerz. Ich erlebe das Nichtvorhandensein von persönlicher Beziehung und Besonderheit meiner Situation. Kann man denn mit euch nicht menschlich reden? Und das Organ schüttelt den Kopf und sagt: „Nein, nicht nötig. Wir haben das Menschliche bereits geregelt. Zum Besten aller. Am besten fügst du dich.“

Nun schlage ich den Bogen zurück zum Anfang.

Wenn ein Politiker, der Teil einer großen Organisation ist, von einem Berater – in diesem Fall einem Virologen – die Information bekommt, dass ein Virus entdeckt wurde, das alle anstecken wird, auf der ganzen Welt, das sehr gefährlich zu sein scheint, aber man wisse es nicht genau, dann könnte das Folgende beim Politiker entstanden sein: Furcht. Das dringende Bedürfnis, schnell zu helfen. Das drängende Gefühl, nur ja keinen Fehler machen zu dürfen. Die drohenden Konsequenzen, wenn man nun nicht schnell handeln würde. Die Schmäh und die Schmach, die Last und die schwere Schuld, wenn man dann plötzlich ganz allein für die Millionen und Millionen Toten verantwortlich gemacht würde!

Nun. Schauen wir uns das mal an: Entspricht es einer realistischen Einschätzung, dass ich selbst, beispielsweise, weil meine alte Mutter – Todesfall Nummer EineMillionundEins - am Virus gestorben wäre, den besagten Politiker angezeigt haben würde dafür, dass er meiner Mutter den sicheren Tod gebracht hat?

Ganz und gar nicht. Es ist völlig unrealistisch, dass ich den Gesundheitsminister vor Gericht gebracht haben würde, weil ich von vornherein wüsste, dass das erstens so nicht ganz korrekt wäre und dass es zweitens, mir als Einzelperson wohl viel zu ungewiss und auch irgendwie gefährlich erschienen wäre, solches überhaupt zu versuchen. Ich gegen den Staat? Das allein hört sich schon beängstigend an.

Denn tatsächlich müsste ich über ein Gutachten erklären, einen Anwalt beweisen lassen und einen Richter überzeugen, dass meine Mutter nun tatsächlich und ausschließlich am Virus gestorben ist. Nicht wahr?

Diese Beweislast, wie soll die eigentlich erbracht werden?

Würde dann nicht der Arzt zugezogen werden, der dann, weil er derjenige war, der den Totenschein ausgestellt hat, vielleicht nicht ganz sauber gearbeitet hat, sondern nur "Tod durch Corona" draufschrieb, nicht gefragt werden: "Hören Sie mal, guter Arzt, diese Frau war 86, wie kann es denn angehen, dass sie allein durch ein Virus stirbt? Kann man denn überhaupt so eine Mono-Kausalität medizinisch anführen?"

Und ein Arzt würde zugeben müssen: "... Nein. Das geht so nicht. Ich war hier nicht ganz unvoreingenommen und ich war wohl auch in Panik und Angst in dieser Zeit." So oder ähnlich kann man sich das doch auch vorstellen, nicht? Würde der Arzt allen Ernstes aber behaupten wollen, dass meine 86jährige Mutter allein durch Corona gestorben ist, was würde dann die gegnerische Seite - in diesem Fall die Regierung - als Argument ins Feld führen? Den Rest kann mann sich denken, nicht?

Ich erinnere nur in diesem Zusammenhang an das Bienensterben und die Pestizid-Konzerne.

Ist es realistisch anzunehmen, dass der Gesundheitsminister genau vor solchen Einzelschritten Angst gehabt hat? Unwahrscheinlich. Vermutlich haben Politiker eher Angst davor, dass man sie in den Medien zerreißt und sie eine öffentliche Kränkung ertragen müssen. Das ist aber – wie uns die Geschichte sehr gut lehrt – oft auch das Einzige, was sie zu befürchten haben.

Kennt irgendwer einen Fall, bei dem ein Regierungsvertreter vor Gericht gestellt, verurteilt wurde und dann ins Gefängnis ging? Abgesehen davon, dass ich überhaupt nicht einschätzen kann, was dem Politiker eine Heidenangst macht und so ein öffentlicher Ruin für ihn durchaus die schlimmste aller Bestrafungen darstellen könnte. Woran ich persönlich nicht glaube, denn tatsächlich denke ich, dass die schlimmste aller Strafen die völlige Nichtbeachtung ist. Dass man als Mensch von anderen so behandelt wird als wäre man Luft. Und abgesehen davon, dass ohnehin keiner auch wirklich und wahrhaftig daran glaubt, dass Strafe etwa Einsicht brächte. Sie bringt oft nicht mal Raison.

Jedenfalls, und das ist meine Weltanschauung, halte ich es für sehr vermessen, dass ein einziger Mensch oder eine Ansammlung von Regierungsvertretern – und seien sie noch so sehr durch den Bundestag bestätigt – die Verantwortung fürs Sterben oder Leben aller Menschen gleichzeitig und gleichermaßen übernehmen kann oder überhaupt sollte. Das geht nämlich nicht. "Sich antworten", das kann man immer genau zwischen den Menschen, mit denen man zu tun hat. Persönlich. Das geht ziemlich gut sogar.

Und schon gar nicht braucht ein einziger Minister oder eine Kanzlerin denken müssen, dass er oder sie allein für etwas verantwortlich gemacht werden kann, wofür man nie und nimmer alle relevanten Antworten hat. Demnach ist bereits die Prämisse falsch: Keine Regierung, kein Minister und kein Wissenschaftler kann für Millionen Menschen Verantwortung für ihre Gesundheit tragen. Unmöglich. Geht einfach nicht.

Umgekehrt geht es allerdings schon. Die Millionen Einzelne, die können und sollten für sich selbst die Antworten suchen und vor allem erst die Fragen formulieren, die ihnen dabei helfen, sich von Angst und Vor-Urteil zu befreien.

Diese Krise bietet die wirklich bemerkenswerte Gelegenheit, sich von einigen bequemen und bisher eigens unhinterfragten Positionen und Anschauungen zu befreien. Nämlich die Frage nach der eigenen Sterblichkeit, Gesundheit und in diesem Zusammenhang stehenden Verblendung, der man bisher relativ unreflektiert gefolgt ist.

Hier also - warum nicht - ein paar Fragen zum darüber ins Tiefste Innere zu gehen:

  • Weshalb will ICH nicht krank werden?
  • Was könnte das mit meinen Mitmenschen zu tun haben, dass ich nicht krank werden will?
  • Wenn ich selbst nicht krank werden will, wie ist es um meine Toleranz denjenigen gegenüber bestellt, die krank werden?
  • Will ich, dass alle anderen Menschen dazu gezwungen werden, um jeden Preis nicht krank werden zu dürfen?
  • Wie wahrscheinlich ist es, dass Menschen fortan nicht mehr krank werden?
  • Will ich in einer Welt leben, wo Krankheit verboten ist?
  • Wieso gibt es so riesige Krankenhäuser?
  • Wieso gibt es so viele Diagnosen?
  • Warum nehme ich eigentlich regelmäßig und seit Jahren dieselben Medikamente?
  • Wieso denke ich, dass Vorsorge mich vor Krankheit schützt?
  • Denke ich freundlich an den Tod?
  • Habe ich jemals einen Sterbenden begleitet und eine Gebärdende ermutigt?

Wie will ich selbst leben?

Zu denken, dass irgendwer anders diese Fragen für alle gleich und gleichzeitig beantworten kann, das ist die Situation, in der wir uns gerade befinden. Wir „normalen Sterblichen“ glauben, dass irgendwer es besser wisse als wir selbst. Das ist ein Irrtum.

Darum mein Rat: Prüfe immer die Prämissen. Gehe möglichst weit zurück und suche erst einmal nach deinen Fragen und deinen Antworten dazu.

Letztes Thema: Untersuchungsausschuss

Wir ahnen oder wissen vielleicht sogar schon, wie das geht. Wenn man ein Phänomen wie Corona, welches dann erklärt werden soll, untersucht, was wird man finden? Was muss man tun?

Erster Gedanke: Die Ereignisse in eine chronologische Reihenfolge bringen. Welche Untersuchungs-Gegenstände muss man dann minutiös anführen, welche Daten und welche Fakten sammeln? Ist eine Nach-Untersuchung der Ereignisse überhaupt möglich? Wer sich in den Bereich der Fakten- und Datensammlung begibt, der kann eben auch nur damit arbeiten. Mit Daten und Fakten.

Dieses ist aber das Janus-Gesicht einer Untersuchung. Man wendet Mittel und Wege an, um etwas beweisen zu wollen, was sich so wohl nie beweisen lassen wird und wenn dann doch - irgendwann, in vielen Jahrzehnten - eine tragfähige Beweislast zusammen gekommen ist: Wem will man sie dann vorlegen? Sagt man dann: "Nie wieder!"?

Das Leben aller ist in der Zwischenzeit weiter gegangen.

Mit all seinen Sachzwängen, Neuerungen, Chancen und Risiken. Eine Untersuchung kann immer nur zu spät erfolgen. Nämlich dann, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Man kann nicht mal einen Schaden begrenzen, denn der Schaden ist bis zum Ende einer Untersuchung längst eingetreten und hat sich verselbstständigt.

Die Forderung nach dem Ende des nationalen Notstandes "zum Schutze der deutschen Bevölkerung in einer pandemischen Lage": wo finden wir sie noch? Wer setzt sich dafür ein? Das sind die Demonstranten, die für ihre Grundrechte und für ihre Angehörigen - eben auch die ganz Alten und die ganz Jungen - einen Ausdruck finden. Die Kritiker in den Gazetten.

Das Faktenchecken und Analysieren, was ist das eigentlich? Und die Abwägung?

Wenn man bei "Abwägung" denkt, eine intelligente Argumentation zu haben, dann lässt sich schnell übersehen, dass man im Prinzip nur eines tut: Die einen Geschädigten gegen die anderen Geschädigten auf die Waage zu legen. Dann muss man sich mit Schmerzen, Gewalt, Unrecht, Kampf und dem ganzen Drangsal befassen, das in diesem Prozess des "Wägens" auftaucht. Virustote gegen Maßnahmentote. Virusopfer gegen Maßnahmenopfer.

Man bekommt es darüber hinaus mit einer Bürokratie zu tun, die kein lebendiges Ereignis ist. Man wird sich durch Millionen und Abermillionen Textzeilen und Zahlen lesen und wühlen müssen, schneller sein im Auffinden von verwertbarem Material als diejenigen, die das Verdecken des Materials bevorzugen.

Lähmende Bürokratie

Es wird eine riesige Papierschlacht werden, die schon zu ihrem Beginn wissen lässt, dass keine Glücklichen hervorgebracht werden, sondern nur Unglückliche. Diejenigen, die durch die Maßnahmen depressiv, traumatisiert und vernachlässigt wurden, die sich umbrachten, die muss man denen gegenüberstellen, die mit/durch ein Virus entweder gestorben sind oder von denen gesagt wird, dass sie dadurch Langzeitschäden erlitten haben.

Und wir wissen, wie wir Menschen sind. Wir wollen das nicht. Weder wollen wir, dass wir selbst uns outen als "depressiv", "geschädigt", "vernachlässigt" noch das man uns als "Virusopfer" oder "Virus-Ängstliche" durch irgendwen oder irgendwas heranzieht. Wir wollen damit in Ruhe gelassen werden.

Aber untersuchen werden wir es und müssen es wohl auch.

Auch geteilte Gewalt ist Gewalt

Das Perfide an einem Rechtsstaat ist, dass er sich selbst ständig eigene Arbeit beschafft. Die drei geteilte Gewalt ist wirklich ein gigantischer Arbeitgeber. Doch wie das Wort "Gewaltenteilung", wenn man es sich noch einmal ganz bewusst vornimmt, schon deutlich sagt, ist auch geteilte Gewalt am Ende immer wieder Gewalt.

Man kann sich wegzuducken versuchen. Zu sich selbst und anderen sagen: "Ich vertraue da auf unsere Regierung."

Verständlich. Es ist - möglicherweise - einfacher, Vertrauen zu geben, wenn man dem Schmerz ausweichen will. Leute "da oben" zu haben, die "wissen was sie tun". Sie zu verteidigen, nachvollziehen zu können, wie schwierig ihre Entscheidungen sein müssen, die sie in dieser Zeit zu treffen haben. Die man selbst sich nicht zu treffen traut.

.. Vielleicht, ...
vielleicht sogar mehr als man zuzugeben bereit ist, verwechselt man diejenigen aus den Volksvertreter-Ämtern aber auch mit den eigenen Eltern.

Und wenn man einmal tiefer einsteigt, dann fällt einem vielleicht mit Bangen auf, dass die eigenen Eltern wenig Vertrauen in einen als Kind gehabt hatten.

Kinder, so lange sie Kinder sind, setzen ein unfassbares Vertrauen in ihre Behüter. Sie verschenken es im Überfluss. Doch mit der Zeit, wenn sie bemerken, dass dieses Vertrauen nur bedingt, nur sehr zögerlich oder gar nicht in sie als Kinder gesetzt wurde, dann mag man vielleicht begreifen, dass wir es im Prinzip weder mit Politik noch mit Medizin zu tun haben.

Sondern mit immer währenden, durch Gewalt hervorgebrachte Lebenserfahrungen von Menschen, die das politische Pflaster und die Ebenen der Macht damit verwechseln, anderen unbedingt helfen zu wollen, wo sie sich doch zuerst und zuvorderst einmal selbst helfen könnten.

Hier kann Mitgefühl einsetzen und hier kann Frieden und Friedensbewegung entstehen. Frieden lässt sich nicht verordnen und man kann den Frieden nicht allen bringen. Es kann nie um alle gehen. Unmöglich. Es geht immer um den Einzelnen.

Allerdings und das ist jetzt nicht neu:

Für FRIEDEN muss man sich bewegen.

Wer sich nicht anders als sonst bewegt, der macht nichts für den Frieden. Wer denkt, dass da irgendwer was macht, der denkt nicht weit genug.

Komm zur Demo, verteil Zeitungen, kündige dein amazon-Abo und lass dein Handy zuhause. Das ist schon mal eine ganze Menge Friedensbewegung.


Bildquellen
Titel: von Michal Jarmoluk auf Pixabay
Mitte: von naeim a auf Pixabay

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Demokratie bedeutet nicht unbedingt, dass die Politiker alles entscheiden - sozusagen Diktatur auf Zeit.
Es gibt hier auch andere Formen wie z.B. in der Schweiz wo die wichtigen Entscheidungen vom Volk in Volksabstimmungen getroffen werden.

Natürlich nimmt das auch die Politiker aus der Verantwortung, denn sie können wenn etwas "schlecht gelaufen" ist immer darauf verweisen, dass es nicht sie waren, die entschieden haben, sondern die Menschen per Volksabstimmung.

Bist du aus der Schweiz oder war das ein Beispiel, von dem du hoffst, dass wir es hier auch haben werden?

Ich habe die Schweizer vor einigen Jahren rege beobachtet, als sie 23 % in einer ersten Abstimmung für das BGE erzielten. Recht bemerkenswert für die erste Phase. Ob je eine zweite kommt, ist in diesen Zeiten ungewiss.

Was ist deine Haltung zu der Lage im Moment?

Nein ich bin nicht aus der Schweiz.
War allerdings schon öfter dort.

Bzgl. des BGE denke ich, dass es tatsächlich die Bürger in einer Volksabstimmung entscheiden sollten. Ich sehe es ehrlich gesagt kritisch, denn:

  • ist es zu niedrig hat es keine Wirkung, weil dann die Menschen doch arbeiten gehen müssen.
  • ist es zu hoch frage ich mich wer dann den Hintern noch hochbekommt um um 3:00 + x minuten die 1. Straßenbahn zu fahren oder den Müll einzusammeln.

Insgesamt stellt sich mir die Frage der Finanzierung - wenn alle zu Hause bleiben und das BGE genießen wollen woher kommt dann das Geld um das BGE zu bezahlen ?

In der aktuellen Lage finde ich, dass die Freiheitseinschränkungen zu weit gehen und das wir erst durch Fehler der Politiker überhaupt in diese Situation gekommen sind (nicht nur der Deutschen, aber sie haben aus den Fehlern, die andere Länder gemacht haben nichts gelernt).

Wie kann ich denn auf einen Virus, der sich nur durch Reisen verbreitet hat damit reagiere, dass ich die Menschen zwinge noch mehr zu reisen ?

Die Österreicher haben in Ischgl alle nach Hause geschickt und damit den Virus überall hin verteilt.
Warum haben sich da die deutschen und österreichischen Behörden nicht abgestimmt ?
Warum wurden die Gäste in Ischgl nach Hause geschickt statt sie vor Ort unter Quarantäne zu stellen ?

Ja und dann sind wir in Deutschland in einer Situation wo wir sehen, dass sich ein Virus durch das Reisen verbreitet und was machen wir ???

Statt zu versuchen alle dort zu lassen wo sie sind und so lokal den Virus dort zu bekämpfen wo er bereits hingelangt ist fordern wir überall die Urlauber auf nach Hause zu fahren, damit aus einem Virusnest, was ja überall sein kann, heraus das Virus schon überall hinverteilt wird.

Ich biete dir eine These an: weil im Prinzip auch die Entscheider in der Regierung nicht wirklich an die Gefährlichkeit des Virus glauben. Wenn man eine wirklich absolut tödliche Krankheit hat, dann lässt sie sich durch nichts verhindern, ist meine Theorie. Wobei ich eine mono-kausale, also "einzelne" Ursachenzuschreibung nicht teile. Es treffen für Elend und Krankheit stets mehrere Ursachen auf und wirken im Wechsel miteinander.

Daraus ableitend, stelle ich den Gedanken auf, dass ein Virus allein keine Millionen von Toten hervorbringen kann, weil es immer auch gleichzeitig mehrere Elends-Herde geben muss, damit von einer Seuche gesprochen werden kann: Mangelernährung und Hunger, kein Zugang zu sauberem Wasser, kriegerische Auseinandersetzungen, psychische Instabilität (hoher Stress und Angst/Panik), aus Stress heraus resultierende Falschbehandlung von Patienten, beispielsweise durch Über- und Falsch-Medikation und unter Unterversorgung von existentiell nötigen Dingen. Wie etwa menschliche Fürsorge, genügend Schlaf, körperliche Zuwendung, angemessene Krankheits- und Sterbebegleitung. Krank werden Leute körperlich wie seelisch, wenn sie erkennen, dass sie keine tragende Gemeinschaft vorfinden, wo jeder nur der Konkurrent des anderen ist.

Zum BGE bin ich ambivalent. Das würde aber zu weit führen, es hier darzulegen.

Hast du zurzeit Menschen, auf die du dich verlassen kannst und umgekehrt sie sich auf dich? Das hilft schon mal, um nicht so isoliert zu sein. Machst du auch gute Erfahrungen in dieser Zeit und bringt es dir Erkenntnisse, die du bisher noch nicht in der Form hattest?

Also ich denke der Grüne Boris Palmer hat es auf den Punkt gebracht, auch wenn er von seiner eigenen Partei dafür gescholten wurde: Wir retten jetzt möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären.

Ich weiß, dass es schwierig ist ein solches Thema anzusprechen und jedes Menschenleben ist unersetzlich, aber wenn wir 90-jährige erfolgreich vor Corona schützen und sich im Gegenzug dann Selbstständige "im besten Alter" den Strick kaufen, weil wir mit den Rettungsmaßnahmen deren wirtschaftliche Existenzgrundlage vernichtet haben haben wir dann etwas gewonnen ?

Ich denke, dass ich Menschen habe auf die ich mich verlassen kann auch wenn ich sagen muss, dass der Typ Mensch auf den man sich wirklich verlassen kann m.E. droht auszusterben.

Ich würde sogar noch weiter gehen, denn tatsächlich denke ich nicht, dass die Gesundheit von uns Menschen das allerwichtigste ist. Ich sehe eher so etwas wie eine fragwürdige, seit Jahrzehnten oder vielleicht sogar länger schon andauernde Gesundheits.... wie nenne ich es, "Diktatur"? In Teilen fanatisch akzeptiert.

Den "Retter"-Begriff würde ich per se aus der gesamten Sicht auf menschliches Leben herausnehmen.

Wenn ich mir vorstelle, dass ich schwer krank werde - und ich war bereits einige Male schwer bis mittelschwer krank - und jemand würde sich auf die Fahne schreiben, mich gerettet zu haben, würde mir das vermessen vorkommen.

Die Beziehung zwischen einem Arzt und einem Patienten, genau wie alle ermutigenden Beziehungen, sind stets von einer gleichen Augenhöhe geprägt, der Arzt lernt mindestens genauso viel wie sein Patient in dieser Beziehung. So ist auch das gesamte übrige System daran beteiligt, ob Menschen eine Krankheit überstehen, sie Heilung willkommen heißen, jemand ihnen diese Heilung von Herzen gönnt. Mitspielen tut dabei beispielsweise die Familie des Kranken, Eltern wie Kinder, die Arbeit, das Einkommen, der gesamt psychosoziale Hintergrund, genau wie Umwelt- und andere Einflüsse.

Wenn ich beispielsweise stürbe, würde man mich ersetzen (um auf deinen Begriff einzugehen, dass Menschenleben unersetzlich wären). Das ist eine Lebensrealität. Mein Sohn würde dann zu seinem Vater ziehen und dort ein anderes Leben beginnen. Meine Familie wäre traurig, aber sie würden nicht daran zugrunde gehen. Meine Freunde würden mich vermissen, der eine mehr der andere nicht so sehr. Und so weiter. Schlecht für die Hinterbliebenen wäre es höchstens, wenn jemand mit mir noch etwas Offenes hatte und nicht mehr dazu kam, aber auch das lässt sich bearbeiten.

Ich bin im tiefsten Grund ein Freund des Menschen. Ich bin immer nur dann un-freundlich, wenn ich

  • Angst habe
  • überbesorgt bin
  • erschöpft bin
    und als Resultat dessen selbst zu wenig ermutigend auf andere wirke.

Wenn alle Menschen auf der Welt ein oder zwei Menschen kennen und lieben, auf die sie sich verlassen können, ...

:)

Mit unersetzlich meine ich natürlich nicht, dass der Tod eines Menschen das Ende der Welt ist.
So wie es nach aktuellem medizinischen Stand aussieht wird jeder einmal gehen müssen.
Aber niemand sollte durch äußere Einwirkung gehen müssen - das meinte ich mit unersetzlich, vielleicht habe ich auch einfach das falsche Wort benutzt.

Solange es Menschen gibt, können wir vom Frieden nur träumen!