Der Hohe Atlas in Marokko zählt zu den spektakulärsten Trekking-Gebieten. Eine Besteigung des 4 167 Meter hohen Toubkal dauert fast eine Woche - und zwar eine, die der Wanderer nie wieder vergisst.
Aguersioual ist eine Oase zwischen Fels und Geröll. Sonnenbestrahlt kleben die Lehmhäuser des Berberdorfes wie goldbraune Honigwaben an den Hängen des Mizane-Tales. Ein Bergbach windet sich durch die Schlucht mit grünen Wiesen, Terrassenfeldern und Obstbäumen. Nur zwei Autostunden von Marrakesch entfernt, ist die Siedlung ein idealer Ausgangsort für Trekkingtouren durch den Hohen Atlas.
Das höchste Gebirge Nordafrikas zieht sich von der Atlantikküste bis zum Rand der Sahara. Einige Gipfel sind mehr als 4 000 Meter hoch, rund 300 über 3 000 Meter. "Idraren Draren" nennen die Berber den rund 1 000 Kilometer langen Gebirgszug. "In unserer Sprache heißt das Berge der Berge", erklärt Yassin el Hadin. Der 33-Jährige ist in der Region aufgewachsen. Als diplomierter Bergführer hilft er nun Touristen, die Faszination des Atlas, aber auch der Wüste Marokkos zu erleben. Unser Ziel heißt Jbel Toubkal, der mit 4 167 Metern höchste Berg Nordafrikas.
In drei Tagen wollen wir auf dem Gipfel stehen. Erleichtert wird unser Vorhaben durch Mulis, die Zelte, Gepäck und Lebensmittel zu den Schlafstellen tragen. Ohne sie wäre die Tour in so kurzer Zeit nicht zu schaffen. Unsere schwerste Last sind Tagesrucksack und Wasserflaschen. Denn auf der gewählten Route kann der Trinkvorrat nur einmal aufgefüllt werden. Wer zwischen November und Mai unterwegs ist, sollte zudem auch Steigeisen und Eispickel dabei haben, um vereiste Passagen sicher queren zu können. Selbst im Sommer sind einige Strecken nicht schneefrei.
Wir lassen die Idylle von Aguersioual bei noch milden Temperaturen hinter uns. Am Ortsrand steigt der anfangs von Stein-Eichen, Kirschbäumen und Wacholderbüschen gesäumte Weg schweißtreibend an. Beim Passieren des Dörfchens Matate brennt die Sonne so heftig, dass häufiger zur Trinkflasche gegriffen wird. Nur Yassin und Mohammed, dessen Kochkünste und Pfefferminztees uns bis zum letzten Tag begeistern, nehmen mühelos alle Anstiege bis zum Zeltplatz Azib Tamsoult. Nach einem Bad im Ouissadene-Bach erleben wir dort den Untergang der Sonne hinter den Atlasgipfeln.
Vielen Toubkal-Besteigern bleibt dieses Erlebnis versagt, weil sie vom Bergsteigerzentrum Imlil aus, auch "Chamonix Marokkos" genannt, starten. Von dort windet sich ein Maultierpfad zum Fuße des Toubkal. Doch auf dem Weg ist Gedränge programmiert. Er führt auch zum Heiligenmausoleum Sidi Chamharouch. Die Pilgerstätte wird viel besucht, ihr werden magische Kräfte nachgesagt. Nichtmuslime haben keinen Zutritt. Wir passieren den Wallfahrtsort erst auf dem Rückweg durch das "Tal der 1 000 Walnussbäume", am Ende der Tour in Imlil.
Am zweiten Routentag überqueren wir den Tizi n' Aguelzim, einen 3 560 Meter hohen Bergpass. Rund 1 200 Höhenmeter sind es hinauf. Es ist der schwierigste Abschnitt der Tour mit fast einhundert schmalen Zickzack-Kehren. Daneben fällt die Schlucht steil ab. Wir kraxeln über nasse Felsklippen, Geröllfelder und müssen mehrfach Schneefelder queren. Den Maultieren bleibt das erspart. Sie nehmen einen gefahrlosen Umweg und erreichen fast zeitgleich mit uns nach sieben Stunden die Neltner-Hütte. Das Basislager am Toubkal wird vom französischen Alpinclub betrieben und hat 150 Schlafplätze. Gerade neuerbaut steht daneben das Refuge Mouflon. Vor ihm stellen wir unsere Zelte auf, ringsum mit schweren Steinen beschwert.
Wie gut das war, zeigt sich in der Nacht. Sturm ist aufgekommen, Regen prasselt nieder, ihm folgen heftige Hagelschauer. Dass die Temperatur unter den Gefrierpunkt sinkt, ist im Schlafsack nicht zu spüren. Erst nach dem Aufstehen bemerken wir die Eisfläche, die unsere Zelte umgibt. Trotz dieses widrigen, aber für Hochgebirge nicht ungewöhnlichen Wetterumschwungs, starten wir zur etwa 1 000 Meter höher gelegenen Spitze des Jbel Toubkal. Technisch ist der Aufstieg nicht schwierig. Fitness, Trittsicherheit und Geduld bei den immer wieder über die Westflanke drückenden Sturmböen sind dabei wichtiger als Klettererfahrung. Nach drei Stunden haben wir den Gipfel in 4 167 Meter Höhe erreicht - mit Sicht auf ein beeindruckendes Bergpanorama und der Wüste Sahara zu Füßen.
Reisezeit:Von Marrakesch in den Hohen Atlas
Trekking im Hohen Atlas geht fast zu jeder Jahreszeit. Ideal ist der Frühling. Hochbetrieb herrscht von Juli bis September. In den Höhen über 2 000 Meter kann auch in den heißen Monaten noch Schnee liegen.
Anreise: Marokko ist von zahlreichen deutschen Flughäfen aus zu erreichen. Für Toubkal-Touren empfiehlt sich als Hin-und Abflugort Marrakesch. Einen Besuch der Königsstadt unbedingt einplanen. Trekking-Einsteiger können Komplett-Angebote von Reiseveranstaltern nutzen. "Hauser exkursionen" München ist Spezialist für Bergtouren und bietet die Toubkal-Zelt-Tour mit Hotel-Aufenthalten in Marrakesch für rund 900 Euro von Mai bis Oktober an.
Einreise: Für Aufenthalte unter 90 Tagen reicht ein noch mindestens sechs Monate gültiger Reisepass. Die marokkanische Währung Dirham kann nur in Marokko getauscht werden und ist dort problemlos in Banken, Hotels und an Geldautomaten erhältlich.
Weitere Informationen unter:
www.visitmorocco.com
Hier zeige ich euch noch ein paar Bilder von der Tour:
Stadt im Hohen Atlas
Grüne Täler
Süße Tiere
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