Was bisher geschah:Banke-Tau, das Mammutartige Wesen welches die Biestjaeger besiegt hatte, sieht seine Zukunft nicht im weiteren Dienst von Gressk und dessen Zielen. Während die Biestjaeger im Verlies schmoren, schreitet die Erweckung der Matriarchin voran.
Gressk stand inzwischen seit einigen Minuten vor dem Tor das zur Halle der Matriarchin führte. Er schwenkte den Stab vor den Wachen, die ihn mit verneigten Häuptern gehorsam die schweren Türen öffneten. Die Halle war von einem grünen Licht erfüllt, das aus Leuchtgloben hoch oben von der Decke schien. Schlanke Säulen, mit unzähligen Fresken und Zeichnungen verziert, bildeten einen langen Gang der zur Matriarchin führte. Bedächtig schritt Gressk in der stillen Halle auf die Matriarchin zu.
Auf einem riesigen Podest stand eine alte Maschine die aus mehreren Tanks, Apparaturen, Schläuchen und Gerätschaften bestand. In den Schläuchen zirkulierte Flüssigkeit die in den größten Tank geleitet wurde. Gressk verneigte sich vor der Matriarchin, dann ging er zu einem Gerät im Sockel des Tanks und tippte verschiedene farbige Kristalle an. Danach ging er wieder zurück und schaute in den gläsernen Tank hinein, in der die Matriarchin in einer hellen Flüssigkeit schwebte. Die Farbe der Flüssigkeit in den Schläuchen die in den Körper führten änderte sich. Gressk wartete bis seine Matriarchin Kontakt zu ihm aufnahm. Ihr Körper wurde von den Maschinen versorgt und ihr Geist schlummerte. Er war nach all den Jahrzehnten immer noch intakt, während der Körper langsam aber unaufhaltsam verfiel. Im Sockel schalteten die Lichter alle auf Grün um. Mechanisches Klacken und Summen. Dann leuchtete das Stirnband der Matriarchin auf. Ihr Geist erwachte. Gressk verneigte sich tief und stützte sich auf den Stab.
»Große und hohe Matriarchin, Ich grüße euch.«
»Gressk.« Ihre Stimme klang erschöpft aber sie besaß einen süßen Klang wie Honig.
»Ja Hoheit, ich bin es.«
»Wann ist es so weit?«
»In zwei Tagen ist die Konstellation erreicht und wir haben genügend Energie euren Körper zu wechseln. Bald werdet ihr wieder unter uns weilen, Hoheit. Die Vorbereitungen haben vor kurzem begonnen. Die Dienerinnen werden die Halle herrichten, so schön werdet ihr sie noch nie gesehen haben. Wir alle warten sehnsüchtig auf eure Rückkehr, Matriarchin.«
»Deine Treue und Mühen sollen belohnt werden.«
»Ich danke euch Hoheit aber ich lebe nur um euch zu dienen, das ist mir Lohn genug.«
»Seid nicht so bescheiden, Regulan. Wann kommen die Dienerinnen?«
»Ich habe nach ihnen geschickt bevor ich die Halle betrat. Sie müssten jeden Moment eintreffen und euch huldigen, Hoheit.«
»Wie ist der Aufbau verlaufen?«
»Sehr gut, Hoheit. Die Tempel sind vollständig restauriert worden, der Turm akkumuliert mehr Energie denn je und eure Crocylen sind zahlreich. Eure Priester erwarten eure Befehle. Die Maschinen laufen auf Hochtouren, Hoheit.«
»Was ist mit dem Kind?«
»Wir haben ein viel versprechendes Subjekt gefunden. Es hat bisher sämtliche Tests bestanden, Hoheit.«
„Hervorragend Regulan.«
Die Tür wurde erneut geöffnet und Dutzende von Tempeldienerinnen betraten in drei Reihen die Halle. Langsam gingen sie hintereinander und skandierten Gebete, bis sie vor der Matriarchin standen. Gressk drehte sich zu ihnen. Die Dienerinnen knieten sich hin und falteten die Hände während er die Arme ausbreitete, helles Licht strahlte aus seinem Stab über die Reihen. Sie waren bereit.
Währenddessen suchte Zisba wieder die Gefangenen auf. Nach so langer Zeit mussten sie bestimmt wieder versorgt werden, dachte sie. Sie belud ihren rollenden Tisch mit einigen Speisen und füllte eine Wasserschlauch. Nachdem sie den Kerker geöffnet hatte begrüßten sie die Menschen und sogar der lustigen Zwerg.
»Ich grüße euch Gefangene. Habt ihr Durst oder Hunger?« fragte sie freundlich die Gefesselten auf den Tischen.
Grayden hob den Kopf. Sie alle hatten schon lange nichts mehr getrunken und ihre Kehlen waren trocken. Er nickte Zisba zu. Frisch rann das Wasser seinen Hals hinab.
»Nicht so viel«, sagte sie.
»He, Missgeburt, krieg´ ich auch noch was?«, rief Ramloc ungeduldig.
»Natürlich Jungskiieslwaschn«, Zisba gluckste fröhlich.
Nachdem Trinken kam das Essen.
»Zisba es wäre erheblich leichter wenn du vielleicht die Fesseln lösen könntest damit wir selber essen können. Weißt du, es ist nämlich sehr erniedrigend wie ein Kleinkind gefüttert zu werden«, bat Grayden.
»Das darf ich nicht. Ihr dürft nicht fliehen, ihr sollt bald zu Ehren der großen Matriarchin geopfert werden.«
»Na toll«, sagte Magnus. »Gewaschen, gefüttert und geköpft. Kann es noch besser werden?«
Grayden versuchte es weiter.
»Wir sollen doch sicher gute Opfer werden, nicht wahr Zisba?«
»Ja.«
»Uns schmerzen aber die Muskeln vom Liegen und wenn wir uns nur ein wenig mehr bewegen könnten um die Muskeln zu lockern, wäre das sehr freundlich von dir. Wir wollen doch gut aussehen wenn wir geopfert werden.«
Zisba überlegte. Wenn sie schlecht aussehen würden, wäre das kein schönes Opfer und Gressk wäre bestimmt wütend auf sie.
»Draussen stehen Wachen«, sagte sie warnend als sie die Ausstülpungen etwas erweitern liess, nur ein wenig.
Grayden bewegte die Hände. Mühelos konnte er sie drehen. Auch die Füsse konnte er ein wenig hin und her schieben. Die Verspannungen lösten sich als er den wenigen Freiraum nutzte um die Muskeln zu lockern. Es ging ihm nicht um die Muskeln, vielmehr dachte er an Dimitrion der nun die notwendigen Handzeichen machen konnte um den Aether zu weben. Auch die anderen reckten sich ein wenig. Sie hatten verstanden was er plante.
Dimitrion versuchte ein Zeichen zu machen und es gelang. Er zwinkerte dem Schildmeister zu, der das Zeichen verstand.
»Wann sollen wir denn geopfert werden?«, fragte Grayden.
»Morgen«, antwortete Zisba und gab ihnen wieder etwas zu trinken. »Ich gehe jetzt. Morgen sehen wir uns ein letztes Mal.«
Sie bedauerte es immer wenn Gefangene starben. Sie genoß die Unterbrechungen ihres alltäglichen Trottes und vermied es bei Opferungen dabei zu sein.
»Das ist aber schade Zisba«, sagte Grayden schmeichelnd. »Du warst sehr nett zu uns. Wir werden deinem Regulan sagen, wie gut du dich um uns gekümmert hast.«
Zisba war froh das zu hören.
»Ihr seid die ersten die mir danken«, sagte sie gerührt.
»Wir danken dir für die gute Verpflegung Zisba«, sagte Shana.
Auch die anderen bedankten sich. Zisba wurde verlegen und zischelte leise. So etwas hatte sie noch nie gefühlt, auch nicht, weil Regulan Gressk sich seit Jahren nicht mehr bei ihr für die zahlreichen Dienste bedankt hatte.
»Danke dir Zisba, du bist wirklich eine gute Seele«, sagte Grayden.
Irrte er sich oder wurde diese seltsame Mischung aus Mensch und Echse tatsächlich rot auf den Wangen? Das war also ihre Schwäche, dachte Grayden. Und die vorgetäuschte Freundlichkeit hatte sie durchaus berührt. Auch wenn sie ihm ein wenig leid tat.
»Du bist die beste Person die mir je begegnet ist«, sagte Magnus mit nordmännischem Charme.
»Schade, das ihr geopfert werden sollt.«
»Bedauerlich aber nicht zu ändern«, sagte Grayden, sich in sein Schicksal ergebend.
»Wir fügen uns«, sagte Shana unterwürfig.
»So wie es bestimmt ist«, sagte Rabana.
»Genau.«
Zisba war überrumpelt. Bisher hatte sich keiner mit der Vorstellung abgefunden geopfert zu werden. Sie wusste nicht mehr was sie sagen sollte und ging hinaus.
»Bis Morgen«, sagte sie leise als sie den Kerker abschloss.
Die Abenteurer riefen ihr noch weiter Dankesbezeugungen zu und warteten dann einige Minuten, bis sie sicher sein konnten das Zisba sie nicht mehr hören konnte.
»Das war gut Grayden«, lobte Shana.
»Nicht wahr?«
»Hätte nicht gedacht, das dieses Wesen solche Gefühle haben kann«, sagte Magnus.
»Hauptsache wir können uns endlich wieder etwas mehr bewegen. Dimitrion?«, fragte Grayden.
Der Halbelf rieb die Handgelenke, die langsam ihre Steifheit verloren.
»Moment noch«, sagte er.
Er konzentrierte sich und versuchte den Aether zu weben. Ein seltsam leeres Gefühl überkam ihn plötzlich. Er versuchte es mit einem Lichtspruch, doch der Aether wollte sich nicht in ihm sammeln.
Etwas hinderte ihn daran die gewollte Form anzunehmen und zerfaserte ins Nichts.
»Abgrund, was...?«, sagte er hilflos.
»Was ist los?«, fragte Grayden.
»Ich kann nicht weben«, sagte der Halbelf.
»Das ist ein schlechter Scherz, wa?«
»Nein, irgendwas trennt mich von ihm«, antwortete er.
Grayden sackte zusammen.
»Versuche es nochmal«, sagte er.
Dimitrion konzentrierte sich. Doch bevor er auch nur einen Gedanken fassen konnte, trieb der Aether auseinander.
»Tut mir leid«, sagte er.
»Vielleicht kann man diese Dinger auch so klein krieg´n«, sagte Ramloc und drehte seine Hände. Langsam rutschte er aus der Halterung. Seine Knochen in der Hand verhinderten aber das er endgültig durch schlüpfen konnte, deswegen rieb er sie an einer scharfen Kante und als Blut aus der Wunde floss, wirkte es wie Öl und mit einem Keucher befreite er sich. Er betastete das Material. Es war nicht so hart wie es sich anfühlte aber immer noch fest genug. Er holte aus und schlug kräftig zu.
»Versuch´s nochmal«, forderte ihn Magnus auf.
Mehrmals hieb der Zwerg auf seine Fesseln ein. Zuerst tat sich nichts, dann beim sechsten Schlag zeigte sich ein Riss. Ramloc schlug solange weiter bis die Fesseln gebrochen waren. Das hatte jedoch Spuren hinterlassen. Beim letzten Schlag knirschte sein Handgelenk und er zog die Luft ein. Seine Hände waren angeschwollen und fingen an blau zu werden. Er sprang von dem Tisch und streckte sich.
Fortsetzung in Nr. 77 - Im Glanz der Matriarchin 1 von 4 ...
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