IOTA steht seit einigen Monaten unter dem Dauerfeuer von Kritikern. Angefangen hat der letztlich größere Wirbel um das Projekt mit der Veröffentlichung von Chrysalis. In diesem Update wurden viele bisherige Konzepte über den Haufen geworfen und technisch ein neuer Weg eingeschlagen. Daraus resultierte ein noch anhaltender öffentlichen Disput zwischen den Gründern David Sønstebø und Sergey Ivancheglo alias Cfb. Cfb möchte die von ihm entwickelten alten Konzepte beibehalten. Es geht mehr oder weniger um offene Rechnungen und die Marke IOTA.
Kurz darauf kam es zum Trinity-Hack, bei dem ein Hacker eine Schwachstelle in einem Plug-in (Moonpay) ausnutzte und damals umgerechnet rund 1,6 Mio. $ in IOTA entwenden konnte.
Vor wenigen Tagen meldete sich dann ein anonymer Twitternutzer namens Hund (@Hund_cleanIOTA) zu Wort. Er gibt an, die Missstände in der IOTA Stiftung aufklären zu wollen. Hund beteuert nicht Cfb zu sein. Er hat auf einer eigens dafür angelegten Webseite die Vorwürfe der Vergangenheit zusammengetragen und mit Daten untermauert. Hund ruft dazu auf ihn bei der Untersuchung von IOTA zu unterstützen.
Am Freitag, den 15. Mai hat der Ex-Mitarbeiter Philipp Blum einen Artikel mit Kritikpunkten veröffentlicht. Anfangs macht er klar, dass er der IOTA Stiftung nicht schaden wolle und seine Kritik als konstruktiv aufzufassen sei. Blum wurde kurz zuvor entlassen. Er war als „Developer Advocate“ für die Entwicklung einer IoT Entwickler-Gemeinde zuständig.
Blums Kritikpunkte an IOTA
Transparenz
Blum findet, dass es der IOTA Stiftung an Transparenz mangelt. Er geht dabei auf den EDF Tracker ein, eine Webseite, die die Verwaltung von Spenden anzeigt. Blum bemängelt, dass die Seite seit Juli 2019 nicht mehr aktualisiert wurde. Auch soll der Wert nicht richtig angezeigt werden. Anstatt in Wahrheit 16,87 verfügbarer Teraiota (TI), seien 19,22 TI angezeigt worden. Zudem kritisiert er, dass nicht gezeigt wird, wofür das Kapital verwendet wird.
Des Weiteren kritisiert Blum den Streit zwischen David Sønstebø und Cfb. Seiner Meinung nach sollen die von David Sønstebø als Spenden bezeichneten, nicht eingeforderten Token an die IOTA Stiftung gehen.
Blum wünscht sich gemäß dem Blogpost einen transparenten Finanzreport. Laut ihm verbrauchen die Entwicklungsarbeiten rund 1 Mio. $ im Monat. Er bezieht sich auf eine Adresse, nach welcher der IOTA Stiftung, den aktuellen Tokenpreis betrachtend, noch 13 Monate bleiben, bis das Kapital aufgebraucht sei. In dieser Zeit müsse IOTA liefern bzw. den Coordicide erfolgreich umgesetzt haben, sonst werde es knapp, fügte er hinzu.
Nachtrag zu diesem Punkt
Unsere Recherche hat ergeben, dass der EDF-Tracker mittlerweile aktualisiert wurde und die richtigen Daten zeigt. Somit konnte Blum mit diesem Kritikpunkt bereits etwas bewegen.
Internet der Dinge (IoT)
Blum bemängelt, dass die Entwicklung in IOTAs IoT-Bereich nicht wirklich vorankomme bzw. es hier wenige Bestrebungen gebe. Die IOTA Stiftung habe keine Ahnung, wie man das eigene Protokoll an andere IoT-Protokolle anbieten könne. Des Weiteren kritisierte er, dass die Software auf zu teurer Hardware ausgeführt werden müsse. Dies sei ein Flaschenhals in der Anwendung der, als im Kernkonzept günstig geplanten, Kryptowährung. IOTA würde Energie und Zeit dafür verschwenden, guten Code mit teils sinnlosem zu ersetzen. Am Ende kommt er zum Entschluss, dass IOTA nicht wirklich auf IoT fokussiert sei, obwohl das so behauptet wird.
Technologie
Blum kritisiert das Permanodeprojekt. Der Node sei nur veröffentlicht worden, um ihn in einer anderen Programmiersprache neu zu schreiben. Laut Blum sei die Front mit den ganzen Unterprojekten, Nodetypen und Programmbibliotheken überspannt. Es fehle an Personal, um alles in einem sinnvollen Rahmen zu betreuen. Viele Projekte sollen nach Blum von nur einer Person gepflegt werden.
Partnerschaften
Blum bemängelt hier, dass die IOTA Stiftung ihre Partner zu wenig in die Pflicht nehme. So soll die Verwendung des IOTA Tokens kein Kriterium für eine Partnerschaft sein. Firmen können an der Technologie forschen und ihre eigenen privaten Netzwerke einrichten. Dies sei sogar sinnvoll, da man sich nicht mit dem ganzen Datenverkehr im öffentlichen Tangle herumschlagen müsse, so Blum. Tokenhalter schauen dabei jedoch in die Röhre.
Sicherheit
Hier geht Blum auf den Trinity Hack ein. Er sagt, dass es zwar wahr sei, dass die Schwachstelle im Code der externen Anwendung Moonpay lag, jedoch auch die IOTA Stiftung Verantwortung zu tragen habe. Schließlich hätten auch andere Projekte Moonpay implementiert, seien jedoch nicht angegriffen worden, meinte Blum. IOTA habe es versäumt, notwendige Prüfungen durchzuführen und trage so zumindest eine Teilschuld an dem Debakel.
Privatsphäre
Beim letzten Punkt lobte Blum anfangs das starke Marketing von IOTA, bemängelte jedoch, dass man den Versprechungen nicht immer nachkommt. So soll man das Thema Privatsphäre nicht ganz so ernst nehmen, wie meist propagiert. Man verwende Tracker und Google Analysetools auf der Hauptwebseite, so Blum.
Schluss
Am Ende merkte Blum an, dass er froh sei wieder frei zu sein. Seiner Meinung nach hätten IOTA und Nano das größte Potenzial im Kryptobereich, wobei er den Konkurrenten Nano in technologischer Hinsicht überlegen sieht. Blum leistet momentan Beiträge zum RIOT OS Projekt.
Nachspiel
Blum veröffentlichte seinen Artikel auf Reddit und ermöglichte so eine offene Diskussion über die von ihm genannten Punkte. Es meldete sich Hans Moog zu Wort und arbeitete die Punkte ab. Moog ist Programmierer bei der IOTA Stiftung und arbeitet hauptsächlich am Coordicide.
Er erwähnte zwar alle Punkte, ging aber nicht auf alle Themen in den einzelnen Punkten ein. So behandelte er zum ersten Punkt nur den EDF-Tracker, die brisante finanzielle Situation der IOTA Stiftung z. B. aber nicht. Wer dem Wortwechsel zwischen Moog und Blum folgen möchte, kann dies unter dem folgenden Link tun (Englisch).
Fazit
Da Blum entlassen wurde, kann man, obwohl explizit das Gegenteil behauptet wird, davon ausgehen, dass Emotionen im Spiel sind. Es gibt wenig Lob im Artikel. Trotzdem sind seine Punkte ernstzunehmen und ermöglichen einen ernüchternden Blick hinter die Echokammer der Marketingmaschine des Projektes, welche suggeriert, dass die vier Gründer, mit eigentlich wenig spezifischem Hintergrund zu dem Thema, hier ein Projekt initiiert haben, welches die Welt schon bald grundlegend verändert haben wird. Der Einzige mit bedeutender Erfahrung im Blockchainbereich unter den Gründern ist Cfb, da er den Proof-of-Stake Algorithmus für Nxt entworfen hat. Cfb ist mittlerweile jedoch aus der IOTA Stiftung ausgeschieden und angeblich bestrebt seine Vision des Projektes weiterzuführen. Blums Artikel nach zu beurteilen werden noch Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte ins Land ziehen bis, falls überhaupt, die Vision von IOTA, den dezentralen Standard für das globale IoT zu liefern, greifbare Formen annimmt.
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