Doch mit dem gewonnen Vertrauen lässt sie mich auch an den sagenhaften Geschichten aus ihrer großen Zeit teilhaben, natürlich alles unter dem Dogma der absoluten Verschwiegenheit. Von einer Welttournee, die sie ihrer letzten Einspielung zu verdanken hat, bis hin zu einer ungewollten Schwangerschaft, die sie ihrer letzten Welttournee zu verdanken hat. Der venezolanische Botschafter konnte sich nicht zurückhalten. Sogar eine Verfolgungsjagd von Wien nach Potsdam durch den Geheimdienst des Vaterlandes und eine organisierte Abtreibung soll es gegeben haben. Alles beschreibt sie, als wäre sie tatsächlich dabei gewesen; immer wieder, immer äußerst detailliert, nur immer ein klein wenig anders. Es ist mir gleichgültig, ob die Geschichten nur ihrer Selbstdarstellung dienen. In jedem Fall handelt es sich um branchenübliches Verhalten: Kritiker werden ihrer Bezeichnung nicht gerecht, Kollegen heben einander öffentlich in den Himmel und sind ehrlich hinter vorgehaltener Hand: „Exzeptionelle Tastenpoetin“ oder „Perfektion die sich keineswegs selbst genügt“ – Schwachsinn, bei dem nicht auf Anhieb klar ist, ob es wirklich nur positiv gemeint ist. Aber ich sehe sie lieber in diesem Lebenselixier für Menschen, die bisher nichts vom Leben hatten, schwimmen, als in Selbstmitleid ertrinken. Ich muss auch an mich denken und beginne ihr Bild nach Außen mit frischen Fotos im Netz zu verbessern. Wenigstens liegen die nicht am absoluten Tiefpunkt, dort befindet sich nur ihre künstlerische Motivation, denn musikalisch kommt bisher wenig Brauchbares, sodass ich meine Zeit damit verbringen muss alten Kram aufzuhübschen.