Ich traue mich nicht zu warten, bis ihr Höhepunkt verfliegt, raffe meine Sachen zusammen und haste mit der Pistole in der Jacke davon. Ich fühle mich ziellos, aber irgendwas sagt mir, dass ich nach alldem besser heim zu Mariola sollte. Ich könnte versuchen die Dinge anzusprechen. Reden kann nicht schaden, reden über einen Neuanfang, über ein Kind statt Hund; irgendwas werde ich schon retten können. Allein wegen solcher Gedanken, aber auch, weil ich in der U-Bahn mit Waffe sitze, sollte ich an meiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln, zumal ich nicht einmal sagen kann, ob das Ding gesichert ist. Ich betrete erwartungsvoll die Wohnung, doch der Einzige der mich ängstlich unter der Eckbank begrüßt ist Souflaki. Ich hole mein neues Spielzeug aus der Tasche und ziele auf ihn. Nur so zum Spaß, versteht sich, aber er versteht es nicht. Ich hätte auch nur mit dem Finger auf ihn zeigen können und er wäre nicht weniger beeindruckt. Ich fuchtel weiter, aber sein fehlendes Verständnis lässt mein Gefühl der Überlegenheit absurd erscheinen. Ich übe lässig zu Ziehen, doch es ist alles nicht das Wahre, solange ich sie nicht abgefeuert habe.
Muss dieser blöde Hund gerade jetzt aus seiner Deckung kommen und mich bei meiner Gangster-Nummer stören? Er quietscht wie Zuzanna und ich befürchte, dass er wieder auf den Teppich macht, wenn ich ihn weiter ignoriere. Ich brauche sowieso frische Luft, um mir ein ruhiges Plätzchen zum Ballern zu suchen, und reden kann er zum Glück auch nicht, aber vielleicht wird er dann verstehen. So schnalle ich Souflaki an seine Leine, um ihn durch die Straßen zu zerren. Unten angekommen, erleichtert er sich mit Nachdruck vor Haustür und nachbarschaftlichem Publikum. Mich stechen die Blicke der hohlwangigen Alten aus dem Erdgeschoss, die vom Pfleger früh ans Fensterbrett geheftet und abends abgenommen wird, und der übel riechenden Denunziantin einen Stock drüber. Gewöhnlich tauschen sie sich lautstark über die Belanglosigkeiten des Rausguckens aus. Ich bin die willkommene Abwechslung. In Wien gilt: „Nimm ein Sackerl für mein Gackerl“, was so viel bedeutet wie, Hand in die Tüte und ab in die Scheiße. Gnadenlos, egal ob und was du vorher gegessen hast. Es wäre etwas wohltuender, wenn ich so ein Sackerl hätte, jedoch, ich habe gar nichts dabei, außer – aber ich kann die Wurst ja kaum erschießen.
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