Hallo Freunde,
ich hatte gestern einen Kollegen aus dem Ehrenamt auf dem Auto der als Analyst für eine Unternehmensberatung arbeitet und nebenbei bei uns im Rettungsdienst ist und der Kollege hatte eine interessante Ansicht auf Schulden, vor allem im staatlichen zusammenhang.
Wir reden ja immer von der schwäbischen Hausfrau die kein Geld ausgeben würde, das sie nicht hat und keine Schulden aufnehmen würde. Was ich an der Stelle aber spannend fand, war der Gedanke was diese Hausfrau machen würde, wenn ihr Haus in einem maroden Zustand ist, so dass es reinregnet und vieles renoviert werden muss. Da würde sie einen Kredit aufnehmen, um das Haus zu renovieren. Dabei habe ich erfahren das der deutsche Staat in den 60igern etwa 3 Prozent seiner Einnahmen effektiv investiert hat, seit den 80igern ist das quasi bei 0. Wir investieren nichts mehr in Infrastruktur und erhalten nur bestehendes, investieren aber nichts in neue Infrastruktur und haben dadurch jetzt fast 40 Jahre stillstand. Und das wird jetzt teuer, denn jetzt fällt alles auseinander und wir müssen damit beginnen zu investieren. Und wenn man das ganze Volkswirtschaftlich anschaut haben wir vier Akteure. Privathaushalte, Unternehmen, Staat und Ausland. In den 60igern war es so, dass Unternehmen den größten Teil der Schulden aufgenommen haben um zu investieren, der Staat war ausgeglichen und hat eine gewisse Umverteilung gemacht innerhalb der Gruppen und das Ausland hat auch ein paar Mittel reingebracht, aber nicht viele. Heute sparen Unternehmen und Privatleute, das Ausland und der Staat bringen das Geld. Und da ist das Problem, irgendwer muss immer Schulden machen und wir können nicht unbegrenzt im Ausland Geld einsammeln. Irgendwann können die sich das auch nicht mehr leisten. Also bleibt der Staat als Akteur und sind wir ehrlich, am Ende ist die Investition des Staates ein investment in die Bevölkerung, da das meiste Geld hier bleibt und sei es nur durch Gehälter, die am Ende in Konsum enden. Denkt einmal an all die Bundeswehrstandorte am Arsch der Welt, diese Standorte erhalten ganze Regionen am Leben.
Und jetzt haben wir so ein paar Baustellen, zum einen die Bundeswehr, das Gesundheitswesen, unsere Infrastruktur und vieles mehr. Ich glaube wir schaffen es nicht ohne neue Schulden, denn die meisten Kosten des Staates sind im sozialen Bereich und am Ende sind zum Beispiel Arbeitslose erst der sechstgrößte Posten dort. Davor ist das Gesundheitswesen, Rentner, Kinder, Hinterbliebende und Invaliden, alles Posten wo man eher schwierig sparen kann.
Ich bin Schwabe und habe gelernt zu sparen. Einen Kredit für ein Auto aufzunehmen wäre mir nie in den Sinn gekommen.
Aber ein Kredit um ein Haus zu finanzieren ist für mich ganz normal.
Es gibt wohl kaum eine Firma der Welt, die ohne Kredite arbeitet. Selbst Apple, die Milliarden verdienen, nimmt Kredite auf.
Entscheidend ist, wofür ich den Kredit verwende. Wenn damit sinnvoll in Infrastruktur oder Bildung investiert wird, dann ist der Kredit gut angelegt und zahlt sich mehr oder weniger selber zurück.
Bevor wir aber anfangen neue Autobahnen mit Kredit zu finanzieren, sollten wir erstmal die alten Autobahnen und Brücken sanieren. Die sind unendlich marode wie Dresden gezeigt hat.
Es fängt glaube ich schon früher an, wir restaurieren jetzt Infrastruktur wo sie mehr oder weniger zerfallen ist, eigentlich hätte man sie rechtzeitig ersetzen müssen. Das gleiche bei Öffentlichen Einrichtungen, viele Gebäude zerfallen, weil man sich nicht rechtzeitig drum gekümmert hat.
Was man meiner Meinung nach auch nicht vergessen darf sind Personalkosten. Warum nicht auch aus Krediten diese mit Decken, ich meine wie viele Kommunen sind nicht mehr Handlungsfähig, weil das Personal fehlt und man reihenweise Ämter schließen muss.
Auf den ersten Blick Paradox, macht aber Sinn. Wenn der Staat Schulden macht um zu investieren, dann kriegen Firmen die Aufträge und können Personal erhalten/einstellen, dadurch weniger Sozialausgaben (sogar mehr Einnahmen) für den Staat und erhöhte Kaufkraft bei diesen Angestellten um anderen Firmen wieder Umsätze zu beschaffen.
Wenn alle am sparen sind bricht das System irgendwann durch Stillstand zusammen. Geld muss fließen, wie ein Fluß. Nur dann erhälst du ein gesundes Ökosystem. Andernfalls gibts wie in den meisten stehen Gewässern einen stinkenden Tümpel.
Es würde sich schon ausgehen, dank der starken Wirtschaftsleistung, wie sie zumindest vor der Ampel war. Derzeit wird aber zuviel Geld - Milliarden - ins Ausland verschleudert, das fehlt für die Instandhaltung, geschweigedenn Neuinvestitionen, um das Land für die Zukunft vorzubereiten (Bildung, Forschung).
So siehts aus. Die Alternative zu Schulden machen wäre Steuererhöhung. Aber das ist auch nicht populär - schon gar nicht in Zeiten vor einer Wahl. Dieses böse Wort nimmt zZt. gar keiner erst in den Mund. Aber irgendwann kommt es doch, so oder so. Dann ist es nur die Frage wie, nicht ob.