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RE: Warum ich für mehr Nichtraucherschutz bin.

in #deutsch7 years ago

Bravo! Ich hätte all diese deine Argumente selbst in meinem Artikel als Antworten auf die aufgeführten Kommentare hinterlassen können. Warum ich es nicht gemacht habe? Gute Frage! Einerseits bin ich wahrscheinlich zu harmoniebedürtig und spiele nicht den Storch, wenn es gegen Frösche geht. Zum anderen lasse ich Diskussionen auch gerne mal laufen. Und letztlich ist es für mich zwecklos, diese sattsam bekannte und leidige Diskussion mit Rauchern auf der Gegenseite gebetsmühlenartig immer wieder zu führen. Man muss einsehen, dass sie sich aufgrund ihrer Sucht notgedrungen in eine Verteidigungsrolle hinenbegeben. Die argumentativen Keulen heißen dann "militante Nichtraucher" und persönliche Freiheit. Wie groß ihre persönliche Freiheit in Wirklichkeit ist, wenn sie ein paar Stunden auf Entzug gesetzt werden (z.B. im Flugzeit). Dann können sie ihre faktische Unfreiheit schmerzlich erfahren.
Au weia, jetzt werde ich bestimmt geflaggt und höre daher besser auf.

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Lieber @freiheit50, ich flagge dich auf keinen Fall und den lieben Autoren dieses Artikels auch nicht. Ich freue mich aber über @vladimir-simovic, der es meiner Ansicht nach sehr hübsch auf den Punkt gebracht hat, was mich an der ganzen Diskussion und besonders am Sendungseifer vieler Nichtraucher so empfindlich stört. Dem ist nichts hinzuzufügen. Er hat den Nagel auf den Kopf getroffen.

Ich selbst rauche seit meinem 11 Lebensjahr, hatte in den neunziger Jahren sogar mal von einem Tag zum anderen für 8 Jahre damit aufgehört. Es gab gar keinen konkreten Grund dafür. Ich wollte einfach mal sehen, ob ich das kann. Natürlich ging es mir in der Zeit genau so gut, wie zuvor und nicht etwa besser. Dann habe ich wieder angefangen, weil es mir einfach so in den Kram gepasst hat, Party war und es verdammt gut geschmeckt hat. Ich schätze mich daher noch immer nicht als abhängig ein, hatte ich doch jahrelang den Beweis geführt, dass ich aufhören kann, wann immer ich will. Zudem kann ich es jederzeit stunden- oder tagelang sein lassen, wenn es die Umstände erfordern, ohne dabei zu schmachten. Man muss immer Prioritäten setzen. Das ist überhaupt kein Problem. Soviel zur faktisch, schmerzlichen Unfreiheit, @freiheit50. Du musst dich von deinem Schubladendenken lösen und stets bedenken, dass es selbst unter den schrecklichen Rauchern die gesamte Bandbreite an Verhaltensweisen gibt und nicht nur das, wie du sie dir vorstellst.

Meine Theorie ist, dass die Leute, die tatsächlich alle fünf Minuten am Stengel suckeln müssen, ein ganz anderes Problem haben. Bei denen kompensiert das Rauchen irgend einen Mangel in der Persönlichkeitsstruktur. Der war aber schon vor dem Nikotingenuss da und jetzt kommt der Knüller: Alle, die obsessiv etwas treiben, sind vom gleichen Mangel befallen. Ob das Sport, Politik, Sex, Religion, Gesundheit, Rauchen, Saufen, Fixen oder Reisen ist. Da stimmt was in der Birne nicht, wenn jemand das ausgewogene, verträgliche Maß nicht findet und genau so schätze ich die militanten Nichtraucher ein, die so tun, als würde ich sie mit meinem aromatischen Rauch töten.

Es freut mich, dass du nicht rauchen musst, sondern kannst (und auch willst).

Es ist aber unbestritten, dass Niktion Hirnstrukturen dauerhaft verändert, was bei vielen Menschen zu starken Suchterscheinungen führt.

Ich gebe dir Recht, dass alles Mögliche - auch bedingt durch die jeweilige Persönlichkeitsstruktur - zur Sucht werden kann. Allerdings ist nicht jede Sucht gleich schädlich ...

Doch Jaki, ich bestreite dein Argument mit den Hirnstrukturen. Unsere Hirnstrukturen verändern sich ein Leben lang und ja, bei vielen Zeitgenossen läuft dieser Prozess nicht gerade zum Vorteil. Nur lässt sich das schwerlich in vivo am Menschen belegen. Für dein Pseudo–Sachargument mussten also ungezählte Labortiere ihr Hirn zu Dünnschnitten verarbeiten lassen, die vor ihrem gewaltsamen, vorzeitigen Tod Nikotin oder was auch immer für Stoffen derart brutal exponiert wurden, dass man sich wundert, wie diese Gehirne überhaupt noch ihren ursprünglichen Zweck erfüllen konnten. Dann wird das Ergebnis einfach nonchalant auf den menschlichen Organismus extrapoliert. Fertig ist die Sensationsmeldung und der Laborschef fährt einen neuen Mercedes.

Derart gewonnene „Erkenntnisse“ sind schlicht unerhörte Behauptungen von Gefälligkeitsgutachtern die immer wieder mal als Sau durchs Dorf getrieben werden, wenn es, wem auch immer, opportun erscheint. Für diese zweckgebundenen Gutachten gibt es Legionen von „Wissenschaftlern“, die nichts anderes tun, als das geforderte Ergebnis zu liefern. Die gleichen, unverfrorenen Mechanismen laufen ja immer wieder auch im Zusammenhang mit Cannabis. Irgend ein akademischer Verbrecher braucht mal wieder frisches Geld, da konstruiert er ein Setup, aus dem das erwünschte Ergebnis heraus kommt, damit die Propagandamaschine einer bestimmten Interessengruppe garantiert gefüttert werden kann. Die Medien lieben diese Gutachten. Je kontroverser ein Gegenstand diskutiert wird, desto aufwändiger wird der angebliche „Beweis“ dann zelebriert.

Unbestritten! Ich lach' mich schlapp. Es ist auch unbestritten, dass Zucker den Körper verändert. Es ist unbestritten: das Leben endet mit dem Tod. Es ist unbestritten, dass die Flut an Gefälligkeitsgutachten nicht abreißen wird, solange es Wissenschaftshuren gibt, die ihr Fach als Geschäft betreiben. Es ist unbestritten, dass hinter jeder gesellschaftlichen Kontroverse finanzielle Interessen stehen und unbestritten ist auch, dass derjenige am besten verdient, der die fetteste Sau durch die Gemeinde treiben kann.

Sorry, hier argumentierst du schlicht nach dem Motto "Was nicht sein darf, kann nicht sein." Hast du denn eigene Untersuchungen durchgeführt? Sicherlich nicht!

Das Argument, 'Hirnstrukturen' würden sich doch bei jedem Menschen verändern, ist in etwa so stichhaltig, wie wenn du behaupten würdest, es sei nicht bewiesen, dass man zunimmt, wenn man zu viel isst, weil sich doch der Körperbau jedes Menschen im Laufe des Lebens verändere.

Selbstverständlich ist das Hirn plastisch, in dem Sinne, dass sich Neuronen immer wieder neu miteinander verknüpfen können. Das hat aber rein gar nichts mit den von mir beschriebenen Veränderungen zu tun.

Es ist schlicht unseriös, jegliche Forschungsergebnisse als "Sensationsmeldungen" abzutun, nur weil sie dir nicht passen, und das weißt du auch. In der von mir erwähnten Studie ging es nicht vage um "veränderte Hirnstrukturen", sondern ganz konkret um die Anzahl von mGluR5 im Gehirn, die bei Rauchern und ehemaligen Rauchern deutlich geringer war als bei Nichtrauchern. Die verminderte Anzahl der Rezeptoren ist wohl eine Anpassung an erhöhte, durch Nikotin-Aufnahme verursachte Glutamat-Konzentrationen in den Gehirnen von Rauchern.
Hier der direkte Link zur Studie.

Die angeführte Studie belegt rein nichts von dem, was du behauptet hast. Als unseriös werte ich daher, wenn jemand Forschungsergebnisse als Beleg für die Veränderung körperlicher Merkmale anführt, in deren Diskussion die Forscher selbst zugeben nicht beurteilen zu können, ob das Ergebnis ihrer aufwändigen Studie von der Tatsache abhängt, dass jemand geraucht hat, oder ob nicht etwa eine natürliche biologische Prädisposition zum „nachgewiesenen“ Effekt hätte führen können. Interessant erscheint mir im Zusammenhang mit dem untersuchten Eiweiß auch der signifikante, offenbar natürliche Unterschied zwischen den Geschlechtern.

Darüber hinaus ist eine Stichprobe von 14 Individuen eher ein guter, akademischer Witz, als eine seriöse Nachweisführung. Die Motivation von Züricher Forschern, dürfte neben dem irrsinnigen Publikationszwang im akademischen Umfeld natürlich der Traum sein, endlich die Pille gegen Süchte jeder Art zu finden. Das wäre die Lizenz zum Gelddrucken.

Da werden wir uns nicht einigen!
Wissenschaft ist genau deshalb seriös, weil sie - anders als z. B. Religionen - nicht vorschnell von 'Tatsachen' und 'Beweisen', sondern von 'Theorien' und 'hohen' Wahrscheinlichkeiten' spricht.

Auf solchen, von Wissenschaftlern ermittelten Wahrscheinlichkeiten, aufgrund von Beobachtungen und logischem Denken, basieren unsere gesamten naturwissenschaftlichen Kenntnisse und Technologien. Selbst die Existenz der Schwerkraft ist nicht 'bewiesen', sondern nur 'extrem' wahrscheinlich (weil bis jetzt eben ein Spielzeugauto niemals ein schräges Brett hinauf, sondern immer herunter gerollt ist - führe es das erste mal bergauf, müsste die gesamte Theorie verworfen werden).
Natürlich kannst du behaupten, es sei reiner Zufall, dass Raucher stets weniger Glutamatrezeptoren besitzen als Nichtraucher, und das hätte überhaupt nichts mit dem Rauchen zu tun. Nur ist es eben äußerst unwahrscheinlich, dass du mit deiner unlogischen Vermutung richtig liegst. :)

Lieber @jaki01, du kannst es einfach nicht lassen, oder? „Unlogische Vermutung“, „stets weniger“, „reiner Zufall“ sind alles Redewendungen, Behauptungen, die im vorliegenden Disput einfach nichts zu suchen haben. Ich mache mir tatsächlich die Mühe, die von dir vorgelegte Studie durchzulesen und sie auf Schwachstellen im Bezug auf deine ursprüngliche Behauptung abzuklopfen, finde sie sogar und du findest im Gegenzug lediglich zu schnell postulierten, sprachlichen Tricks. Das ist mindestens unsportlich.

Ich habe dich lediglich auf die arg dünne Stichprobe der Untersuchung hingewiesen – Du konterst mit absolutem „stets weniger“. Wie stets? Bei 14 Probanten aus dem gleichen Lebensraum, ohne jede Berücksichtigung hormoneller, morphologischer oder regionaler Gemeinsamkeiten ein „stets weniger“ zu postulieren ist schon arg verwegen.

Ich habe dich auf die eigenen Zweifel der Forscher hingewiesen, die sie seriöserweise mit ihrer Studie verbunden haben – Du bezichtigst mich, die Wahrheit von Wahrscheinlichkeiten nicht anzuerkennen. Jaki, es geht mir nicht ums Gewinnen. Es geht darum. Behauptungen als Behauptung zu outen. Aber wenn du magst, darfst du dich gerne als Gewinner betrachten.

Mir an dieser Stelle den Unterschied zwischen Religion und Wissenschaft zu erläutern, ist ein in Forendiskussionen stets bewährter, Überlegenheit demonstrierender Kniff. Für mich ist es der rhetorische Kalauer schlechthin. Vielleicht klappt das noch bei unbedarften Mitlesern, mich beeindruckst du damit nicht. Kann ja sein, dass bei Rauchern weniger Rezeptoren für das spezifische Eiweiß vorliegen. Nur ist die Kausalität im Zusammenhang mit dem Rauchen dadurch längst nicht bewiesen. Solltest du das aus der Studie ernsthaft ableiten, darf ich getrost dich als Gläubigen bezeichnen.

Ist doch völlig in Ordnung, dass du dich in deinem Artikel auf die politischen Aspekte konzentriert hast. Ich habe dann daraus ein eher allgemein gehaltenes 'Meta-Thema' gemacht ...