Welche Buchstaben braucht das Alphabet? (Originalpost erschien auf STEEM am 29. Juni 2021)

in #deutschlast year

Quelle: Pixabay.



Vom Sprachpedanten zum schamlosen Banausen


Wer mich noch kennt - das mögen hier nicht mehr allzu viele sein - hat mich möglicherweise als unerbittlichen, kleinere und größere Grammatik- und Rechtschreibfehler mit unwirsch-gnadenloser Kritik quittierenden Sprachpedanten in Erinnerung ... und ich fürchte, ganz genauso ist es auch, eure Erinnerung trügt euch keineswegs! :)

Diesmal jedoch mische ich mich selbst unter die Menge der von mir sonst so verachteten Sprachfrevler, kurz, ich beschäftigte mich spielerisch mit der Frage, auf wie viele Buchstaben unser Alphabet, vom rein ästhetischen Schaden, den dieser maximale Minimalismus anrichtete, einmal abgesehen, problemlos verzichten könne ...
Wie hoch schätzt ihr die Anzahl letztlich überflüssiger Buchstaben ein?

Lasst mich also beginnen:


Unnötige Buchstaben


  1. "X", du bringst es nix, denn dich könnte man schlicht und ergreifend durch "ks" ersetzen.

  2. "C", scheiden tut nicht weh: Je nach Situation substituierte dich zukünftig ein "tse" (wie in "Tsetsefliege") oder ein "k" (eben dort, wo du wie eben solches ausgesprochen wirst).
    Um dich endgültig ad acta legen zu können, sind überdies die Transformationen von "sch" in "sh" und "ch" in "kh" erforderlich.

  3. Aus "z", jede Wett', werde sodann ein "tset"!

  4. Ene, mene, muh, und raus ist das "q". In Wörtern wie "Quelle" oder "Qualle" ersetze man es durch "kw", ansonsten durch "ku".

  5. Auf's Schafott mit dem "j": In Anbetracht des "i" brauch' ich dich nie.

  6. Kein Kotau vor dem "v", wozu gibt es denn ein "f"?

  7. Auch das "y" ist für die Tonn' - und würde, je nach Kontext, durch "i" oder "ü" ersetzt.

  8. Apropos "ü": Die Umlaute sind durch die Buchstabenkombinationen "ae", "oe" und "ue" ersetzbar und "ß" selbstredend durch "s" (welches kontextabhängig kurz oder lang ausgesprochen wird).

Von den ursprünglich 26 Buchstaben des Alphabets (ohne Umlaute und scharfes S) blieben also lediglich 19 übrig!

Dem Zweck, die Sprache weiter zu vereinfachen, diente überdies eine konsequente Kleinschreibung, und es gälte die eherne Regel "Ausschreibung = Aussprache". :)


Leseprobe


Grau ist jedoch jegliche Theorie - wie wär's zum Abschluss mit einer kleinen Leseprobe? Wer folgenden Text zur Gänze versteht, hat bis hierhin offensichtlich aufmerksam mitgelesen:

das shpil ershin den frantsosen wi ferhekst, frankraikh war beser, aber di shwaits gewan. di kwele alen uebels war der fershosene elfmeter von Mbappé. das shtoerte di filen, in tsuerikh iubelnden menshen iedokh ueberhaupt nikht.

(Das Spiel erschien den Franzosen wie verhext, Frankreich war besser, aber die Schweiz gewann. Die Quelle allen Übels war der verschossene Elfmeter von Mbappé. Das störte die vielen, in Zürich jubelnden Menschen jedoch überhaupt nicht.)


Ob dieser eher launische, mit einem Augenzwinkern verfasste, denn hochqualitative Text dazu geeignet ist, den sprachgewaltigen @afrog, wie von ihm selbst verlangt, zu "triggern" (und ob er gar der Prüfung des kritischen Blicks einer @chriddi standhält) vermag ich nicht zu prognostizieren, aber einen Versuch war es doch wohl allemal wert. :)

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Den Rotstift bei den Mitgliedern des Alphabets anzusetzen, würde einen Sinn ergeben, wenn der Bund für die deutsche Schrift jegliche Einflussnahme aus den einzelnen Bundesländern vorab unterbinden könnte. Beispiel: ist es der Rotschtift oder bleibt es beim Rotstift. Ich kann mir lebhaft vorstellen, zu welcher Schreibweise der Saarländer neigen würde.
Da für mich, bei der Nutzung der kroatischen Sprache, die phonematischen Orthographie ihre volle Geltung hat, ist der Tekst so selbstverständlich wie das Alfabet ohne Umlaute und qxy. Aber auch hier gibt es "Abweichler", die sich durch ihre lustigen Hütchen in den Vordergrund schieben. (Š = sch,Đ = dj, Ž = weiches sch oder Ć und Č = ch)
Geht demnach mein Schreiben an einen gewissen Mickey Muschkowatz, verändert der gute Mann sein Aussehen dahin gehend: Miki Muškovac.
Ausgesprochen lustig gestaltet sich übrigens das Schriftbild, wenn ich an einem Text arbeite, mein Blick ganz und gar auf dem Manuskript klebt, jedoch vorab vergaß, das Tastatur-Layout umzustellen. Da wird das jeweilige Schriftbild schnell zum „verkleideten Gastarbeiter“.
Außerdem würde meine Phantasie wohl kaum darunter leiden, wenn sie als Fantasie ihren Auftritt hätte.

Wenn schon die Sprache verunstalten (was ja tatsächlich von oben so gewünscht ist, siehe "Rechtschreibreform" und die vielen verstümmelnden Gender-Richtlinien), dann aber richtig. Nicht nur bei der Grammatik ist anzusetzen, sondern sämtliche Redewendungen sollten geächtet werden. Das liesse sich begründen mit historischer Belastung, Tierquälerei oder traumatisierender Wirkung ("durch den Rost fallen", "auf den Leim gehen" oder "im Stich lassen"). Erst wenn Redewendungen und Phrasen konsequent bei Strafe verboten sind, wird sich langfristig der Erfolg aller Reformen einstellen - Verlust unserer Sprache, Kultur und unseres Denkens!

... sondern sämtliche Redewendungen sollten geächtet werden.

Das wäre wirklich jammerschade, stellen sie doch häufig erst das "Salz in der Suppe" ... ähm Sprache dar.
(Und während ich es schreibe, fällt es mir bereits wie "Schuppen von den Augen": "Salz"? Redewendungen wie "das Salz in der Suppe", die als derart ungesund geltende 'Zutaten' enthalten, sollten natürlich schnellstens durch eine gesündere Lebensweise propagierende Konstrukte wie beispielsweise "der Sojakeim im Haferschleim" substituiert werden. :-)

Absolut! Auch Redewendungen wie jemand "gibt Gas" oder jemandem "wird eingeheizt" sind gemeinwohlzersetzend und müssen dringend denkunmöglich gemacht werden. Das "G"-Wort sollte überhaupt abgeschafft werden.
Nur schade, dass ich lieber mit Gas statt mit Strom koche, da sich ersteres einfach besser steuern lässt. Na ja, selber kochen wird in der schönen, neuen Welt ohnehin verdächtig werden.

Eure Vorschläge sind sehr löblich und sollten dem Miniwahr zusagen, gilt es doch mehr und mehr, das Deldenk auszumerzen! Ich glaube ich werde das Frau Faeser zutragen, lukrative Beraterverträge könnte ich mir für euch durchaus vorstellen. Doppelplusgut, weitermachen!

das shpil ershin den frantsosen wi ferhekst, frankraikh war beser, aber di shwaits gewan. di kwele alen uebels war der fershosene elfmeter von Mbappé. das shtoerte di filen, in tsuerikh iubelnden menshen iedokh ueberhaupt nikht.

Mich stört hier eigentlich nur, dass die Doppelkonsonanten fehlen. kwelle oder fershossene liest sich flüssiger.

Da für einen eigenen Artikel nicht inhaltsreich genug, aber durchaus zum Thema "Buchstaben" (und deren Häufigkeit) passend, füge ich meine alte Idee des "Buchstabenfußballs" hier als Kommentar bei:

Solche damals von mir als Kind durchgeführten "Buchstabenfußballspiele" dauerten genau 90 Buchstaben eines Textes. Spielte beispielsweise "F" gegen "B", und war der 37. Buchstabe des Textes ein B, dann ging B mit 1:0 in Führung. Waren dann jedoch der 54. und der 73. Buchstabe des Textes ein F, gewann F letztendlich glücklich mit 2:1. :)

Die ersten 90 Buchstaben eines Textes stellten die Grundlage des ersten Spieltags einer Liga dar, die nächsten 90 Buchstaben waren die Basis des zweiten Spieltags usw.
Ich bevorzugte 'Mannschaften' wie Beispielsweise "B", "F", "O", "K", "M" oder "W", da ihre Begegnungen zu der Fußballrealität ähnlichen Ergebnissen führten, während Team "E" (sozusagen als "Über-Bayern München" der Liga) dagegen fast immer Kantersiege erzielt hätte.