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RE: Betrachtung der Diskussionskultur im Netz am Beispiel der Debatte bezüglich der Ausgaben für Baerbocks Visagistin.

in Deutsch D-A-CHlast year

Meine Hochachtung für deine Geduld, sich überhaupt mit den Reaktionen beschäftigt zu haben!!

Meine Befürchtung ist, dass die meisten Reaktionen im Rahmen von Diskussionen zu anderen Themen auch nicht viel differenzierter und durchdachter ausfallen. Und das bereitet mir schon Sorgen ...
Es ist so einfach, sich mit einer Person oder Partei zu identifizieren und dann alles gut zu heißen, was diese Person oder Partei verkündet, während alle aus anderen politischen Richtungen stammenden Wortmeldungen nahezu automatisch als kritiwürdig angesehen werden.
Niemand ist davor gefeit, aufgrund von Sympathien/Antipathien zur Zustimmung/Ablehnung von Äußerungen anderer zu neigen, aber ich finde, man sollte immer wieder auch versuchen, sich selbst zu hinterfragen, ob man noch objektiv genug urteilt. Diese Fähigkeit, die Dinge auch mal etwas distanzierter zu betrachten und etwas weniger emotionsgesteuert zu bewerten, ist anscheinend rar gesät.

Was den Bund der Steuerzahler betrifft, fürchte ich, dass er in diesem Falle (den ich dennoch nicht überdramatisieren will - es ging mir vor allem um die Reaktionen der Menschen) schlicht Recht hat, zumal Baerbock und die Bundesregierung den Zahlen nicht widersprachen, sondern sie zu rechtfertigen suchten.

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die Bundesregierung den Zahlen nicht widersprachen, sondern sie zu rechtfertigen suchten.

Was glaubst du, welche Summen ein Bundespresseamt verschlingen würde, sähe es sich genötigt, auf jede Provokation seitens der Medien zu reagieren? Dagegen kämen die Kosten für Tapezierer und Lackierer der Außenministerin wie die berüchtigten Belanglosigkeiten daher.
Die Ursache dessen, was dich nachdenklich stimmt, ist nicht die abgelieferte Arbeit aus dem Bereich des verantwortungsvollen Journalismus, sondern der Müll auf den Kanälen, die von all jenen prächtig genutzt werden, die davon ausgehen, den Durchblick erfunden oder möglicherweise auch nur gepachtet (von wem auch immer) zu haben.
Wird (als Beispiel) mir angeboten, die Spalten auf der zweiten Seite mit meinem „persönlichen“ Kommentar zu füllen, geht auch der nicht in Druck, ohne x-mal auf den Inhalt überprüft worden zu sein. Journalismus kostet Zeit und Geld. Den Vogel zwitschern zu lassen, kostet so gut wie nichts und über den Verstand des Inhaltes breiten wir (in vielen Fällen) besser den Mantel des Schweigens.

Was glaubst du, welche Summen ein Bundespresseamt verschlingen würde, sähe es sich genötigt, auf jede Provokation seitens der Medien zu reagieren?

Nun, es wurde ja durchaus sich rechtfertigend und die Zahlen nicht bestreitend reagiert.

Diesmal ging es mir übrigens gar nicht darum, Journalismus an sich zu kritisieren, sondern mir einfach einmal genauer anzusehen, was der 'gewöhnliche, kleine Mann' im Internet so schreibt.

Ich würde es als den Lindenstraßen-Effekt bezeichnen. Da Politiker wie in einer Dauer-Serie immer wieder gezeigt werden, ihre Auftritte, Gesichter, Worte, Bilder von Zuschauern wahrgenommen werden und schließlich in der Wahrnehmung wie ein Verwandter, den man zu kennen glaubt, rüberkommen, sind sie einem näher, als die eigenen Verwandten. Diese sieht man, wenn es hoch kommt, an Feiertagen. Die anderen aber sieht man jeden Tag, wenn man will.

Wer keinen hat, über den er tratschen kann, sucht sich mediale Figuren und identifiziert sich mit ihnen. Weil es einem gewöhnlich nicht auffällt, dass man eigene Gefühle auf die Medien-Figuren projiziert, entstehen solche wie von dir gezeigten Kommentare.

Tatsächlich aber herrscht keine Beziehung zwischen medialen Figuren und ihrer Audienz, höchstens als Illusion. Der Politiker fürchtet sich vor dem Volksmund (was sagt die Presse über mich?) und das Volk fürchtet oder huldigt dem Politiker.

Der gewöhnliche, kleine Mann (diese Formulierung soll in keiner Weise abwertend beurteilt werden) gibt das von sich, was ihm spontan auf der Zunge liegt. Das ist vollkommen in Ordnung, nur sollte es nicht der Grundstein auf einem instabilen Fundament sein.
Was den Focus betrifft, gebe ich nur zu bedenken, dass man auch dort über Jahre hinweg einem „Verbraucherschützer“ zur Meinungsfreigabe Tür und Tor öffnete, der letztlich auch nur seiner eigenen Klientel in die Tasche griff.

Das ist vollkommen in Ordnung, nur sollte es nicht der Grundstein auf einem instabilen Fundament sein.

Was mir vor allem auffällt, ist, dass jetzt z. B. Frau Baerbock von Grünen verteidigt und von CDUlern attackiert wird.
Zu Guttenberg wurde von CDUlern verteidigt und von Grünen attackiert.

Ich habe den Eindruck, dass Menschen dazu neigen, abhängig von der Person, die etwas sagt oder tut, sofort (im wahrsten Sinne des Wortes) Partei zu ergreifen, statt einfach einmal kurz zu vergessen, zu 'wem' sie gehören und darüber nachzudenken, was sie als parteipolitisch neutrale Personen über die Dinge denken würden.

Mir scheint, als sei im Laufe der Diskussion das ursprüngliche Moment deines Beitrages verloren gegangen. Meine Reaktion sollte nur klarstellen, dass ich den Zahlen des BdSt nicht wirklich traue. Mir ist es vollkommen egal, wer von wem und mit welchem farblichen Hintergrund gepudert wird.
Nur sollte die Diskussionsgrundlage auf Zahlen basieren, die unmittelbar vom dafür zuständigen Kontrollgremium stammen.
Doch genug dazu. Zuerst werden im Anschluss die Tiere gefüttert und danach widme ich mich einem Beitrag mit tiefsinnigen Gedanken zum Thema KI. Vielleicht gelingt mir eine Antwort, möglichst ohne dem Konjunktiv das komplette Feld zu überlassen? :-)